Lange habe ich nichts mehr zu meinem
eigentlichen Barometer-Leitfaden geschrieben. Wie hätte ich auch sollen, bei
Schweiger, Thomalla oder bei Münster? Aber ein Kommentar, den ich kürzlich
erhalten habe, hat mir wieder vor Augen geführt, um was es am Ende des
Sonntages eigentlich geht:
Authentizität – nichts wünschte ich mir
mehr!
(Hhmm, das könnte mal wieder ein längeres
und anstrengenderes Barometer werden).
Ich habe wirklich gehofft, dass nun so was wie
eine Wende gekommen ist. Dass irgendwie genau jetzt der richtige Zeitpunkt für
einen Tatorter Frühling sein könnte. Ich habe gehofft, dass die Leute da
draussen endlich kapieren, welch Unfug mit ihnen getrieben wird, auf welch
Nonsens sie da immer wieder rein fallen. Aber einmal mehr sehe ich mich massiv
getäuscht. Zwei Wochen nachdem der Schweiger den neuen Zuschauerrekord
aufgestellt hatte, holte sich Münster die Jahrtausendquote gleich wieder
zurück. Was für ein Faustschlag mitten in mein unschuldiges Gesicht. Wie ein
geprügelter Hund in der Gosse liegend, wird mir bewusst, dass mein Kampf gerade
erst begonnen hat. Ich fühle mich alleine. Ein Einzelkämpfer. Aber das war ich
immer schon. Der einsame Retter, für all die ahnungslosen Fernsehzuschauer. Authentizität
ist in der heutigen Zeit nicht mehr gefragt. Das Volk will keine Echtheit. Das
Volk will Müll. Und ich werde nicht ruhen, bis ich die Gesellschaft zu einem
Umdenken bewegen konnte. Jeden noch so kleinen Schritt werte ich als
grossartigen Teilerfolg. In dieser Woche z.B. habe ich vom grössten Münster-Fan
unter meinen Lesern erfahren, dass er übergelaufen sei. „Sum sum sum, Witz
frisst Spannung“ schickte er mir. Er hat es also endlich begriffen, und mit
meiner Hilfe konnte er sich von seinen Dämonen befreien. Er ist jetzt einer der
Guten. Er ist zwar nur einer von 12,81 Millionen, aber ein wichtiger. Ich werde
kämpfen, hart und unerbittlich, bis ich jeden einzelnen aus den Fängen dieser
TV-Sekte befreien konnte, und wir uns alle zusammen endlich wieder auf die
eigentliche Freude konzentrieren können: 
Die Suche nach dem perfekten Tatort!
Wie sehr wünsche ich mir eine Geschichte,
die tief aus der Seele schreit. Eine Geschichte aus purer Leidenschaft.
Ein Tatort, welcher uns Zuschauer endlich
mal wieder mitten in unsere Herzen treffen könnte. Ein paar glaubwürdige
Figuren und eine simple Story, die in der jeweiligen Stadt auch wirklich so
geschehen könnte. Authentizität! So einfach scheint es, und doch ist es das
Schwerste überhaupt. Sonst könnten wir das doch jeden Sonntag sehen, jeden
Sonntag spüren. Es will mir doch niemand sagen, dass die Autoren diesen
unglaubwürdigen Quatsch, den sie oft schreiben, selber gut finden. Also
Entschuldigung. 
Da wird am Ende von Leipzig der Attentäter
von einer Spezialeinheit mit 30 Schuss durchsiebt, kann danach aber in aller
Ruhe noch zwei Mal auf den Auslöser drücken. Klar, das ist ein Detail. Aber
genau mit solchen Dingen zerstört man ganze Filme. Und es wäre einfachstens zu
lösen gewesen. Er hätte das Einsatzkommando z.B. bemerken und knapp noch hinter
einen Schacht hüpfen können. Da hätte er seine 10 Sekunden gehabt, um die
Bömbchen doch noch zu zünden. Natürlich, das wäre ähnlich billig. Aber wenn man
unbedingt den Wuttke auf einem Golf-Wägeli durch den Flughafen düsen, und die
Bombe explodieren lassen wollte, dann bitte zumindest mit einer Variante, die
funktionieren würde, auch wenn sie noch so blöde ist. Für wie dumm halten uns
die Drehbuchautoren eigentlich? Irgendjemand muss die Menschen doch davor
bewahren. Einer muss sich doch opfern. Wo also bleibt meine Authentizität? 
Vielleicht hier? Es gibt sie, diese
Tatort-Macher, die ähnlich denken wie ich. Sie werden rar und rarer, aber es
gibt sie immer noch. Und als ob die ARD ein Herz für dieses Barometer hätte,
beschenken sie uns zu Ostern mit einem neuen Tatort aus München. München ist
einer dieser wenigen. München ist ein Juwel. 
München trifft bei weitem nicht immer ins
Schwarze, aber bei München besteht die latente Möglichkeit, dass es jederzeit
einen Volltreffer geben könnte. Und dieser Fakt lässt meine Vorfreude immer
wieder von neuem in die Unendlichkeit steigen. In der letzten Zeit haben sie
sich zwar etwas verzettelt. Diese ganze Suche nach einem Nachfolger für den
Assistenzposten, liess die wirklich guten Storys leider etwas zur Nebensache
verkommen. Seit der Carlo Menzinger nicht mehr dabei ist, merkt man, dass nicht
nur den Kommissaren im Film, sondern eben auch den Autoren beim Schreiben ein
wichtiges Puzzleteil fehlt, eines, das sie seither verzweifelt versuchen zu
ersetzen. Bei all den temporären Assistenten war man nämlich immer heilfroh,
dass sie gegen Ende wieder verschwunden oder gleich gestorben sind. Tja, das
hat man natürlich auch beim Bayerischen Rundfunk bemerkt und hat den Carlo
kurzerhand reaktiviert. Das Herz ist also zurück. Der Münchener Tatort hat
wieder eine Seele. Zwar nur für diese eine Folge (erst einmal?), aber immerhin.
Erfreuen wir uns an dem Moment, und erfreuen wir uns ob der Tatsache, dass
München zumindest versucht ein ganz grosses Stück an Authentizität zu
vermitteln. 
Es geht um die knallharte Polizeiarbeit.
Wie der Mensch hinter dem Polizisten mit all diesen alltäglichen Verbrechen
umgehen kann bzw. umgehen muss. Wie viel Gewalt Polizisten im Endeffekt selber
auf die Strasse bringen. Gewalttätige Polizisten sind natürlich ein extrem
schwieriges Thema. Aber wenn ein Tatort-Team mit solchen Geschichten umzugehen
weiss, dann ist es München. 
Und als ob das nicht schon vielversprechend
genug klingen würde, werdet ihr einen Schauspieler sehen, welcher einigen von
euch doch bekannt vorkommen könnte. Einer, der genauso denkt wie ich, und vor
allem einer, der das auch umsetzen kann. Einer der mit Herz und Seele für die
Authentizität kämpft. Es macht mich unheimlich stolz, dass er in diesem Tatort
die Rolle eines Strassenbullen spielen wird. Ich bin sehr gespannt. Seine
mittlerweile doch beachtliche Karriere, ist für mich der Beweis, dass ich doch
nicht ganz auf mich alleine gestellt bin. Es gibt sie, diese Filmemacher, die
an die Echtheit glauben, und die mit mir in diese letzte Schlacht ziehen
werden! Es gibt sie. Lasst uns kämpfen!
Euer Robin Hood des authentischen Tatorts!
Erwartungs-Barometer: 5.5
Die Note danach: 5
(So ganz funktioniert hat der dann irgendwie doch
nicht. Sehr gut angefangen, gegen Ende ziemlich abgeflacht).
Sicher wird auch München wieder
zwischendurch in die Unglaubwürdigkeit abrutschen. Zu schwierig wird es sein,
ein solch heikles Thema in einem Tatort zu erzählen, aber wenn ich den
Beschrieb der Macher lese, dann hüpft mein Herzchen vor purer Freude.
„hoher Realismus-Touch, glaubwürdige
Schauspieler, moderne Bildsprache, starke Montageeffekte, Bewegung, wohin das
Auge reicht.“
So muss Tatort sein. Das ist der Weg.
Authentizität, meine geliebten Leser, Authentizität!
0 = Ungefähr so viel Erwartung wie vom BAT
im Halbfinale gegen das gute, alte Weissenfels.
6 = Ungefähr so viel Erwartung wie vom FC
BAYERN MÜNCHEN!
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