Es ist unglaublich, mit welch Qualitätsschwankungen wir Herzblut-Tatortfreunde uns jeden Sonntag auseinander setzen müssen.
Welch Wechselbad der Gefühle wir momentan durchleben.
Jede Woche die Hoffnung, im ganz grossen Stil entzückt zu werden, jedoch
gleichzeitig die pure Angst, einen knallharten Faustschlag in die Magengrube zu
kriegen oder mit übelsten Kopfschmerzen den Fernseher ausschalten zu müssen.
Hochs und Tiefs jagen sich in einer Intensität, wie sie sonst nur in einer
wildromantischen und äusserst temperamentvollen Liebesbeziehung zu erfahren
sind.
Und mit dieser Folge spitzt sich die Situation noch
dramatisch zu. Denn eben genau diese Intensität, dieses Wechselbad wurde nun,
aufgrund der aktuellen Situation in Frankfurt, gar in eine einzelne Folge rein
komprimiert. 
Wir werden am Ende nicht wissen, ob wir vor Freude
schreien oder vor Trauer weinen sollen. Wir werden uns freuen, keine Frage.
Freuen über eine sehr gute Tatort-Folge. Aber gleichzeitig werden wir
unheimlich traurig sein. Traurig mit dem Wissen, dass das die letzten 90
Minuten von Nina Kunzendorf gewesen sein werden. Was sich im letzten Tatort aus
Frankfurt „Im Namen des Vaters“ bereits grossartig angedeutet hat, wird nun mit
dieser Folge auch dem hinterletzten Dilettanten beim Hessischen Rundfunk
bewusst werden. Man sprengte hier mit einem total unnötigen Konzept
(nuttenartige Comic-Kommissarin), das aus meiner Sicht, bestfunktionierende
Ermittlerpaar, nach nur gerade fünf Folgen wieder auseinander. Was der
geschätzte Barometer-Leser ja immer schon gewusst hat, wird nun auch der
breiten Öffentlichkeit offenbart. Nina Kunzendorf funktioniert noch viel, viel
besser als ganz normale, starke und intelligente Kommissarin. Das reicht völlig
aus neben dem introvertierten Joachim Król! Alles andere, all die sexy Kostüme,
waren viel zu viel. Dass man diese Frau durch eine solch dämliche Figur, welche
Sie am Anfang spielen musste, so blamiert hat, wird wohl als der grösste Fehler
aller Zeiten in die Geschichte des Tatorts eingehen. Ich kann es wirklich kaum
fassen. Es ist zum Heulen. Jammerschade. Dafür müsste eigentlich die ganze
Tatort-Etage in der ARD den Hut nehmen. Unglaublich, welch riesiges Potential
hier verschenkt wurde, aus purer Unfähigkeit von ein paar Amateuren.
Ich meine, welcher ernstzunehmenden Schauspielerin wäre
es nicht zu blöde gewesen, im Bikini am Tatort rumzuhuschen oder im
lächerlichen Cowboykostüm die Männer zu bespringen?
Klar, das hat man nun bemerkt und auch korrigiert. Aber
leider zu spät. Als dämlich überzeichnetes Obertussi hat sie damals gekündigt,
und als wohl beste weibliche Kommissarin, verlässt sie nun den Tatort. 
Und genau in dieser traurigen Stimmung in der ich nun
bin, in der auch ihr sein werdet, in dieser Stimmung, wurde diese Folge
gedreht. Aber wir alle wissen, je tiefer der Schmerz, desto grösser am Ende die
Kunst. 
Ein Mord im Jugendknast und der Abschied von Conny Mey,
machen nicht nur uns Zuschauern zu schaffen, sondern lassen auch den Kommissar
Steier an seine Grenzen kommen. Und was spielt Joachim Król besser, als ein
ambivalenter Typ an der Grenze? Als Einzelgänger trinkt er sich durch diesen
düsteren Tatort und wird nun auch die letzten zwei Dinge noch verlieren, die
ihm auf irgendeine Art was bedeutet haben. Wie immer habe ich bei Szenen mit
Jugendlichen und erst recht mit jugendlichen Gangstern so meine Bedenken.
Solche glaubwürdig darzustellen bzw. zu besetzen ist sehr schwer, und ich bin
gespannt, ob das funktionieren wird. Aber diese Bedenken sind nur unbedeutende
Nebengedanken in meinem Kopf, denn was die Geschichte, die deprimierende
Inszenierung, die Ermittler und überhaupt alles andere angeht, werden wir einen
Tatort auf allerhöchstem Niveau sehen. Es wäre doch irgendwie auch passend zum
ewigen Auf und Ab, welches wir Fans ertragen müssen, wenn wir eine Woche nach
dem schlechtesten Tatort des Jahres, vielleicht nun den besten des Jahres sehen
würden… Wer weiss? Einer der besten wird er bestimmt.
Und so sollten wir heute eigentlich glücklich und
zufrieden ins Bett gehen können, aber eben, es wird eine äusserst beklemmende
Zufriedenheit sein. 
Erwartungs-Barometer: 5.5
Die Note danach: gute 5
Irgendwie unspektakulär, dieses Barometer, ich weiss.
Eines, welches mir etwas im Hals stecken bleibt. Aber unter dem Strich gibt es
eigentlich auch nur zwei Dinge, die zu diesem Tatort gesagt werden müssten:
SEHR ,SEHR SCHADE und SEHR, SEHR GUT!
0 = ungefähr so viel Erwartung wie vom SCB nach Spiel 3
& 4 und von HCFG nach Spiel 1, 2 & 5. 
6 = ungefähr so viel Erwartung wie vom SCB nach Spiel 1,
2 & 5 und vom HCFG nach Spiel 3 & 4.
Falls dieser Barometer-Blog nicht euren Vorstellungen
entspricht, könnt ihr ihn unter folgendem Link löschen:
Delete Blog 
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen