1. Februar 2014

Tatort: Auf ewig Dein (Dortmund)



Da kommt der also auf den Platz und zündet mit einer Selbstverständlichkeit ein Feuerwerk, als würde er seit Jahren nichts anderes machen als Grand Slam Finals spielen. Er jagt die unangefochtene Weltnummer 1 über den Court, bis der vor Schmerz zusammenbricht. Von wegen, Nadal habe seinen Rücken schon von Anfang an gespürt. Das einzige, was er gespürt hat, ist die Druckluft der Bälle, die ihm Wawrinka um die Ohren geschmettert hat. Einen solchen ersten Satz, eine solche Offenbarung, ein solch Meisterwerk der Tenniskunst. Volles Risiko, als wäre jeder Schlag von Stan der letzte seines Lebens. Und natürlich weiss man nicht, was passiert wäre, wenn sich Rafa nicht verletzt hätte. Natürlich kann es sein, dass Wawrinka irgendwann eingebrochen wäre und dieses Spiel noch verloren hätte. Aber was soll´s? Wer sich so präsentiert, wer bei seinem ersten Grand Slam Final dermassen bereit ist und so viel riskiert, der hat in den Augen des Zuschauers so oder so schon gewonnen. Und wenn er dann auch wirklich gewinnt, könnte das Drehbuch besser nicht sein. Ein perfekteres Beispiel dafür, auf welchem Niveau sich mein Anspruch an den Tatort mittlerweile bewegt. Und natürlich ist mir absolut bewusst, wie unglaublich schwierig sowas ist. Natürlich geht sowas nur in einem von zehn Fällen am Ende auch wirklich auf, aber wir reden hier von den besten Tennisspielern der Welt. Und genau weil sie das können, weil sie das riskieren, gehören sie eben auch zu den besten Tennisspielern der Welt. Beim Tatort reden wir von den angeblich besten TV-Produktionen im deutschsprachigen Raum.
Der Tatort ist das Flaggschiff eines jeden Senders. Tatort ist die oberste Liga, was deutsche Fernsehfilme angeht. Das beste TV-Film Personal Deutschlands. Von denen sollte nichts anderes erwartet werden können, als dass sie sich Sonntag für Sonntag genauso ihren Arsch aufreissen, wie das Stan getan hat, genauso raus gehen und ihr Leben riskieren. Das bewegt die Zuschauer. Risiko ist alles.
Und nun kommt ausgerechnet Dortmund. Barometerlogischerweise genau die grosse Ausnahme, im Bezug auf meine Erwartungen. Dortmund ist wohl der einzige Tatort, welcher endlich etwas weniger riskieren sollte. Nachdem Kommissar Faber in der dritten Folge erneut ganze WC-Anlagen kurz und klein geschlagen hat, sollte man mit seinem Charakter vielleicht für einmal etwas weniger im Risikobereich, dafür etwas mehr an seiner Glaubwürdigkeit arbeiten. Ein Mensch, der dermassen austickt (egal wie schlimm die Gründe auch sein mögen), würde eher nicht als Chef der Mordkommission angestellt werden. Er würde wahrscheinlich in der Klapse sitzen. Nun gut. Man hat es riskiert. Einmal, zweimal und von mir aus auch noch ein drittes Mal. Aber jetzt ist wirklich gut. Wenn Wawrinka nun dreimal im Grand Slam Final scheitern würde, weil er dermassen attackiert, dann wäre natürlich auch ich der Meinung, dass er vielleicht in der vierten Episode etwas defensiver agieren sollte. Und genau das sollte Dortmund dringendst auch tun. Nur dank dem wirklich äusserst talentierten Jörg Hartmann, der den Faber spielt, kaufen die Leute diesen überzogenen Mist überhaupt noch ab. Aber nicht mehr lange. Und überhaupt, es würde dem ganzen Dortmunder Team wirklich gut bekommen, wenn es etwas dezenter agieren würde. Wenn die zwei Turteltäubchen etwas weniger rummachen würden und wenn sich Fabers Kollegin, vielleicht mal einen Stricher weniger gönnen würde. Die Stadt ist perfekt, die Schauspieler sind top, jetzt müssten es nur noch die Drehbücher werden. Mit Betonung auf „müsste“. Ich befürchte nämlich, dass Dortmund in der vierten Folge gleich noch eine Schippe an Risiko drauflegen werden wird. Die Machart dieser Folge soll an aktuelle US-Krimiserien angelehnt sein. Das nenn ich mal Risiko. CSI: Dortmund mit dem Ruhrpott Monk als Kommissar! Ein spannender, ein sehr ergreifender Fall um einen Kindermörder soll es werden. Dieser Tatort wird also seine grossen Momente haben, aber durch die krasse Story wird Faber nun vermehrt mit seiner Vergangenheit konfrontiert, was den Risikofaktor nochmals in die Höhe schraubt. Obwohl, vielleicht muss es einfach mal richtig explodieren, damit danach die Faber-Sache endlich gegessen ist und sich der Tatort auf den Tatort konzentrieren kann. Somit wird es wohl die beste Folge für Dortmund bisher, aber was bedeutet das schon? 


Erwartungs-Note: 4.5
Die Note danach: 4
Bin mir sicher, dass viele Zuschauer diese Folge gut fanden, weil es richtig Psycho-Spannung gab und weil Jörg Hartmann auch dieses Mal wieder sehr gut gespielt hat…
Aber was wurde nun aus meinen Dortmund-Wünschen?
1. Bitte eine etwas authentischere Geschichte => Resultat: Viel unglaubwürdiger kann man ein Drehbuch nicht gestalten.
2. Bitte etwas weniger riskieren bei der Figur von Faber => Resultat: Der angebliche Mörder seiner Familie taucht auf.
3. Bitte etwas weniger Rumgeturtel der Turteltäubchen => Resultat: Das Mädel ist schwanger.
4. Bitte einen Stricher weniger => Resultat: Der Oberstricher taucht im Präsidium auf.

Ich bin leicht skeptisch für diesen Abend, aber ich lasse mich natürlich gerne eines bessern belehren. Vielleicht zahlt sich das Risiko in Dortmund für einmal genau so aus, wie das Stansche in Melbourne. So oder so, der extrem ausgetrocknete Boden in der Tatort Wüste, wird sicher etwas Wasser kriegen, und die Situation wird sich kurzzeitig etwas entspannen, die Dürre jedoch, ist noch lange nicht überstanden.

0 = Kein Game
6 = Satzgewinn

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