Und
während ich noch immer irgendwas von Dürre schwafle, ist draussen längst Frühling geworden. Mit den ersten Sonnenstrahlen
und dem erfrischenden Regen hat sich auch die Tatort Situation merklich
entspannt. Das Niveau ist gestiegen. Schleichend und ganz leise, ich hab es vor
lauter Schrott und Schweiger-Debakel kaum bemerkt.
Nach der
überzeugenden Folge aus Österreich fand ich nun auch Leipzig erstaunlich gut.
Trotz aller Klischees, für mich hat der funktioniert.
Eine Art
Tatorter Frühling, in welchem wir uns also befinden. Mit den ersten blühenden
Narzissen steigt auch die Qualität des Tatorts, und mit der Qualität steigt
auch die Freude! Endlich macht es mir wieder richtig Freude im Barometer zu
schwadronieren. Fast als wäre ich ein eben geschlüpfter Schmetterling, welcher
sein endtristes Raupen-Dasein so was von satt hatte. Ein Schmetterling, welcher
nun in voller Pracht durchs Barometer frohlocken und sich vom Nektar der guten
Tatorte ernähren kann.
Und
nicht nur die Freude am Tatort selber bereitet mir Freude. Auch die Freude,
dass ich wieder Freude habe, aus Freude das Barometer zu schreiben. Ich habe
mir nämlich oft überlegt, ob es mir mittlerweile nur noch darum geht, den
Tatort möglichst schlecht zu machen und ich an guten Folgen gar keine Freude
mehr habe. Nix Schmetterling, sondern ein gieriger Tatort-Vampir, welcher alles
nur miesmacht um sich danach von den triefenden Überresten, der schlecht
geredeten Tatorten zu ernähren. Welcher sich am Dilettantismus förmlich
aufgeilt und dem langweiligen Einheitsbrei den letzten Tropfen Blut aussaugt.
Aber nein, so ist es nicht. Natürlich bin ich dem Komplett-Verriss eines
richtig schlechten Tatorts nicht abgeneigt, aber ansonsten hab ich die
Durchschnitts-Grütze satt.
Ich liebe
Qualität mehr als alles andere!!! Die Freude an einem guten Tatort überträgt
sich direkt auf die Freude am Barometer. Heute bin ich definitiv der
Schmetterling, und der ist unter dem Strich immer noch auf der Suche nach dem
perfekten Tatort. Ich bin ob dem Frühling also feste entzückt.
Und für
den Moment wird sich daran hoffentlich nicht viel ändern.
Der
letzte Fall aus Köln sitzt uns allen noch in den Knochen. Selten wurde uns ein
Tatort mit einer solchen Wucht um die Ohren gehauen wie „Franziska“. Selten
wurden wir mit einem solch mulmigen Gefühl in die Nacht entlassen, selten war
Tatort besser.
Ein
solcher Wurf wird dem WDR dieses Mal sicher nicht gelingen, aber das muss er
auch nicht. Eine normal gute Folge würde uns absolut reichen. Zumindest der
düsteren Filmästhetik und der deftigen Stimmung von „Franziska“ setzt Köln noch
einen drauf. Die Geschichte ist noch trauriger, noch härter. Drei Kinder
sterben bei einem Hausbrand, die Mutter wird völlig verwirrt am Rheinufer
gefunden, der Vater, der eigentlich am Arbeiten sein sollte, ist seit zwei
Jahren arbeitslos. Kein Spektakel, kein grosser Kriminalfall. Eine schreckliche
Tragödie um eine simple Familie. Ein Drehbuch, wie es mir gefallen könnte.
Jedoch mit einem ganz grossen Fragezeichen: Wie kann ein solch unfassbares
Schicksal überhaupt glaubwürdig geschrieben, umgesetzt und vor allem gespielt
werden? Einer enorme Aufgabe, der sich Köln da stellt. Eigentlich zum Scheitern
verurteilt! Dass Köln jedoch Grosses leisten kann, haben sie kürzlich bewiesen
und mit Susanne Wolff (Deutsches Theater, Berlin) bzw. Ben Becker (kennt ihr
wohl alle) sind die Eltern zumindest sehr prominent besetzt.
Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: 4.5
Na ja. Leicht naiv, am schneereichsten Wochenende des Jahres den Frühling zu feiern. Armer, kleiner Schmetterling.
PS: Franziska wird schmerzlich vermisst.
Nachdem
der Kölner Tatort über die letzten Jahre nur biederes Mittelmass präsentierte,
hat er nun kräftig zugelegt. Er spielte sich mit einem Knall wieder in die
Oberliga, wird nun aber natürlich auch daran gemessen. Mit dieser Folge
riskiert er sehr viel, scheint die höheren Erwartungen jedoch gerade noch
erfüllen zu können. Und auch wenn die Stimmung nach einem solch hart zu
ertragenden Fall kaum freudig sein wird, darf man auf ein anhaltendes
Frühlings-Hoch hoffen. Euer Tatort-Schmetterling.
0 =
Eklige Raupen
6 =
Schillernde Falter
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