3. Mai 2015

Tatort: Schwerelos (Dortmund)


Eine Woche – viele Fragen. Fragen meiner Leser, die nicht fassen konnten, wie ich den Abschlusstatort aus Leipzig so gut bewerten konnte, da ich doch ein Authentizitäts-Fetischist sei. Nun, das ist eine sehr komplexe Sache. Ich versuche sie aber simpel zu erklären. Normalerweise kommt ein Tatort als Kriminalfilm daher, welcher versucht so glaubwürdig wie nur möglich zu sein. Und wann immer dieser irgendwelche Fehler drin hat, fallen die sofort auf und werfen mich komplett aus der Geschichte. „Unglaubwürdigkeiten“ in glaubwürdigen Filmen stören also massiv. Leipzig jedoch war so abgedreht, so skurril, jeder hatte dermassen einen an der Waffel, dass das eher ein Theater denn eine reale Geschichte war. Nichts daran war glaubwürdig, aber das dafür glaubwürdig erzählt. Meistens scheitern solche Versuche kläglich, aber für mich hat es dieses Mal vorzüglich funktioniert. Ich war entzückt, ob dem Risiko, welches Leipzig zu guter Letzt nun doch noch einmal eingegangen ist. Leider erst, als sie nichts mehr zu verlieren hatten. Aber es hat sich gelohnt. Sogar die Thomalla offenbarte eine minimste Art von Spielfreude. In Minute 67 sollen sich gar die Gesichtszüge kurz verändert haben.
Natürlich kann ich alle verstehen, die mit diesem Tatort nichts anfangen konnten, geht mir ja oft genug so, aber manchmal funktioniert für einen etwas und manchmal einfach nicht. Kommt auch immer irgendwie auf die Tageslaune des Zuschauers selber an.

Und nun kommt mit Dortmund eigentlich das perfekte Beispiel für meine endwissenschaftlichen Zeilen. Während viele Zuschauer über den irren Faber und seine ähnlich irre Truppe jubilieren, konnte ich mich damit bisher noch nicht ganz anfreunden. Dortmund versucht in vielen Punkten eher einen realistischen Tatort zu produzieren, was ich ja lieben würde, aber es stört mich massiv, wenn der Hauptkommissar gleichzeitig total geisteskrank sein kann. Es ist die von mir beschriebene Unglaubwürdigkeit in einer realistischen Geschichte. Das kann für mich nicht funktionieren.
Nun aber ist es ja so, dass der Faber von Folge zu Folge etwas weniger Austicker und Suizidabsichten hatte (war wohl auch den Machern zu unglaubwürdig), und das hat dem Tatort sichtlich gut getan. Man konnte sich, neben all den privaten Geschichten der Kommissare, nämlich endlich auch einmal auf die eigentlichen Geschichten selber konzentrieren, und die waren doch ganz gut. Aus Barometer—Sicht wäre man nun also auf dem richtigen Weg, in Dortmund jedoch traut man meinem Einwand noch immer nicht, konzentriert sich weiter auf diese miesen Background-Stories der Ermittler und macht jetzt halt die junge Kommissarin zur Psychotante, da der Faber ja leicht geerdeter daher kommen wird. Kann man ja auch verstehen. Wer innerhalb zweier Folgen ein Kind abtreiben muss und auch noch von Nazis überfallen wird, der hat doch Einiges zu verarbeiten.
Im Tatort selber geht es heute um einen Basejumper, dessen Schirm manipuliert wurde. Aber eben, in Dortmund reicht ein Krimi nicht, da muss natürlich auch die Nora mit Fallschirmspringen anfangen, damit sie sich wieder spürt und der Faber muss auch weiterhin schön seinen Verlust von Frau und Tochter verarbeiten... ich weiss nicht.

Erwartungs-Barometer: 4.5

Wenn Dortmund es endlich einsehen würde, dass man entweder Märchen oder eben realistische Geschichten erzählen sollte. Alles dazwischen funktioniert sehr selten und ist nur schade für dieses unglaubliche Potential, welches hier mit Stadt und diesen sehr guten Schauspielern schlummern würde. So erwarte ich auch heute wieder die Unglaubwürdigkeit in der versuchten Glaubwürdigkeit.

0 = Die Jungen
6 = Die Alten

Die Note danach: 4
Danke Dortmund für die Barometer-Bestätigung auf voller Linie. Jedes Märchen kommt glaubwürdiger daher. Im echten Leben wären mindestens 3 dieser 4 Ermittler längstens in der Klapse. Im Tatort zu Dortmund jedoch bumsen sie die Hauptverdächtigen und leiten die Kripo... meine Fresse.
Zudem würde bei dieser unfassbaren Last an Schwere bestimmt jeder Fallschirm reissen.

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