26. April 2015

Tatort: Niedere Instinkte (Leipzig)


So oft wie die ARD mittlerweile genau das Gegenteil von dem macht, was das Barometer vorschlägt, ist nun wirklich offensichtlich, dass die Verantwortlichen des Tatorts diesen Blog mitlesen. Das freut mich natürlich sehr, da dürfen die vom Ersten ruhig auch ein bisschen trötzelen. Aber selten, ganz selten, schaffen sie es nicht mal mehr sich selbst zu belügen und es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig als zu gestehen, wie unglaublich recht doch das Barometer immer wieder hat. Und es ist amüsant zu sehen, wie sie möglichst unauffällig versuchen, die Dinge so zu biegen, wie das Barometer sie ihnen empfohlen hat. Möglichst unaufgeregt, als wäre es eine ihrer eigenen genialen, selbstverständlichen Ideen gewesen. Und das ist ja auch okay. Polizisten stellen ihre Radarfallen nicht auf um Kasse zu machen, sondern in erster Linie, um die Strasse sicherer zu machen und um Leben zu retten. Das sehen viele zwar nicht so, aber genau so ist es. Und so ist es auch im Barometer. Ich kritisiere nicht, um Kasse zu machen oder um mich aufzuspielen, sondern weil ich den Tatort besser machen will. Ich kann zwar damit keine Leben retten, aber ich möchte zumindest das Leben der Zuschauer am Sonntagabend etwas besser machen.
Und normalerweise gehe ich auch gar nicht darauf ein, wenn die ARD mal wieder heimlich meine Tipps befolgt, ich will sie ja eigentlich im Glauben lassen, dass ich es nicht merke, aber dieses Mal ist es nun wirklich etwas gar offensichtlich.
Es ist noch nicht lange her, als der letzte Tatort aus Leipzig zu sehen war. Damals wusste man zwar, dass bald mal Schluss sein wird, aber man wusste noch nicht, wie es genau weiter gehen wird, bzw. wann denn nun wirklich der LETZTE aus Leipzig gesendet werden wird. Genau wie bei all den andern abgesetzten Reihen, sah es auch hier nach einem schleichenden Ende mit Verlierern auf allen Seiten aus. Die Zuschauer, die Macher, die ARD. Für alle ist das jeweils eine unbefriedigende Situation. Und das Barometer hat diesen Schrecken ohne Ende schon mehrmals aufs Schärfste kritisiert. Wenn Schluss, dann zegge bäng und fertig.

Und nun, zwei Monate später: Zegge bäng und fertig! Keine lange Abschiedstour. Eben noch die letzte Folge aus Leipzig (Blutschuld), nun die LETZTE Folge aus Leipzig hinterher und fertig Banane. Danach haben wir Ruhe von diesen miesen Geschichten. Genau, wie das Barometer es vorgeschlagen hat. Tja.
„Ende gut, alles gut“ könnte man nun also denken.
Nur leider, leider, hat das Barometer einen ganz anderen Aspekt völlig ausser Acht gelassen. Vor lauter Freude, dass es danach endlich vorbei sein wird, hat es gar nicht daran gedacht, dass diese Folge vielleicht ganz gut werden könnte. Nach all dem Ossi-Schrott der letzten Jahre, konnte auch wirklich niemand mehr damit rechnen. Dieser Sekten-Psychothriller über ein kinderloses Paar, welches ein Mädchen entführt, klingt aber irgendwie so abgedreht, dass ich mich doch tatsächlich richtig freue auf heute Abend. Es klingt, als würde uns zum Abschluss ein ziemlich wuchtiger Tatort präsentiert. Das gefällt mir. Also doch noch ein bisschen trötzelen bei der ARD. Schau her du blödes Barometer, eigentlich hätten wir auch in Leipzig gute Folgen machen können. Nur jeden Wunsch erfüllen wir dir dann doch wieder nicht. Lieber produzieren wir jahrelang Scheisse, als dir den Wunsch nach feinen Folgen aus Leipzig zu erfüllen. Aber natürlich hätten wir grossartige Folgen machen können, wenn wir es gewollt hätten.
Nicht dass das nun ein Meisterwerk werden würde, liebe Leser, aber wir werden mit grosser Wahrscheinlichkeit sehen, welch Potential dieses Team (Thomalla selbstsprechend ausgeschlossen) doch eigentlich gehabt hätte. Und am Ende werde ich (man wird es kaum glauben) wegen dem Abschied von Leipzig gar noch ein Tränchen verdrücken müssen.

Erwartungs-Barometer: 5 (...aufgrund der finalen Folge eher milde beurteilt.)

Das Beste* zum Schluss. Nach allem, was wir mit Leipzig durchmachen mussten, wird diese Folge auf sehr ansprechendem Niveau sein. Es freut mich enorm, dass sich für einmal ein todgeweihtes Team nicht komplett hat gehen lassen. Die Stadt und auch der Martin Wuttke haben es verdient in der letzten Folge zumindest noch mit dem nötigen Respekt behandelt zu werden. Also ein würdiges Ende, eines mit Schrecken, anstatt Schrecken ohne Ende. Hab ich euch wirklich gerne vorgeschlagen, liebe ARD. Sehr gerne.
*("Das Beste" ist natürlich auf Leipzig Niveau bezogen.)

0 = Trötzelen, anstatt zu liefern.
6 = Aus Trotz eine solche Folgen fabrizieren.

Die Note danach: 5 
Ein versöhnliches Ende - völlig abgedreht und wuchtig. Auf diesem Niveau hätte man eigentlich starten und danach aufbauen sollen...


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