Es war ja zu
befürchten. Irgendwann wird auch der Münchner Tatort nicht mehr um das Münchner
Oktoberfest rum kommen. Während ich ja ein bekennender Anhänger des bayrischen
Qualität-Tatorts bin, war ich nie ein Fan der Wiesn. Spätestens seit ich vor
langer Zeit mit bettelarmen Rumänen auf der „Münchner Rutschn“ tagelang
Rutsch-Teppiche an besoffene Fettsäcke und verwöhnte Gören verteilt habe, ist
mir die Lust an diesem Spektakel definitiv abhanden gekommen. Ganz übel, wie
die Zigeuner-Besitzerfamilie mit ihrer Patriarchen-Hexe diese härtest
arbeitenden Saisoniers abgezockt hat. Darüber würde es sich lohnen eine
Geschichte zu machen, aber das wäre natürlich viel zu wenig hübsch fürs
Fernsehen. 
Ich hätte also locker
auf einen Oktoberfest-Tatort verzichten können, muss mich als seriöses
Barometer nun aber selbstverständlich professionell damit auseinandersetzen.
Grundsätzlich muss man
ja bei München immer davon ausgehen, dass es ein guter Tatort werden wird. 
Die Geschichte um K.O.-Tropfen
und einem anschließenden Verbrechen klingt jedoch sehr dürftig und wurde gerade
bei uns in der Schweiz sicher schon wesentlich besser erzählt. 
Zumal ja ein Mitglied
der Barometerredaktion zu Weihnachten selber Opfer einer GHB-Attacke wurde und danach
fast die Treppe zum Himmel runter geflogen ist. Die Untersuchungsergebnisse der
Haarprobe stehen jedoch nach wie vor aus. Aber egal. Zurück zum Tatort.
In einem der Bierzelte wird
eine ganze Gruppe von Feierbiestern vergiftet, eines davon überlebt dieses Ereignis
nicht. Doch wem gilt dieser Angriff? Vielleicht der Wirtin, welche angelblich
ihre Mitarbeitet äusserst mies behandelt? 
Was...? Aber halt
jetzt. Also vielleicht doch genau meine Rutschn-Hexen Story, nur im attraktiven
Festzelt erzählt? (Zumindest diese alte Dreckschachtel damals, hätte es mehr
als verdient, vergiftet zu werden.)
Oder treibt sich
einfach ein Spinner auf dem Festplatz um? Die Spannung also hält sich in
Grenzen und selbstverständlich werden sowohl die Kommissare, wie auch ihr Chef
irgendwie in den Wiesn-Trubel involviert sein. Ob nun als Verächter, wie ich einer
bin, oder als Oktoberfest-Liebhaber, wie 6 Millionen andere jedes Jahr.
Irgendwann kommt man in
München um die Wiesn schlicht nicht mehr rum. Und genau wie die Abgeneigten das
Fest in Kauf nehmen müssen, müssen wir nun halt diesen Tatort in Kauf nehmen. Am nächsten Morgen wird alles wieder besser. Oder nach einem Wiesn Besuch vielleicht auch erst am übernächsten.
Erwartungs-Barometer: 4.5 
Dieser Tatort wird seine Momente haben. Die
Faszination rund um das grösste Volksfest der Welt, der fast dokumentarische
Stil und der feine Humor der beiden Kommissare werden definitiv überzeugen,
aber ich vermute, dass die Geschichte dieses Mal nicht ganz genügen wird. Zu
klischeehaft, zu billig, zu belämmert. Alkohol macht Birne hohl, wie der
Trailer so schön sagt! 
0 = Oktoberfest
6 = Die restliche Zeit in München
Die Note danach: 5.16666667
Wie vorausgesagt, war
die Geschichte um einen psychopatischen U-Bahnfahrer, der bei seiner toten Omas
Taube wohnt und mit schwarzem Pulli und Kopfhörer auf dem Oktoberfest abhängt, dürftig
bis ganz mies.
Fakt ist aber, dass
dieser Tatort dermassen gut inszeniert war, dass die Wiesn dermassend gut in
Szene gesetzt wurde, und dass das bayrische Schauspielensemble, allen voran Mirsolav
Nemec (einmal mehr), dermassen grandios überragend auftrat, dass es im Schnitt
trotzdem für eine wirklich gute Note reicht. Sehen bestimmt nicht alle so, aber
es kennen ja auch nicht alle die Zigeuner-Hexe von der Münchner Rutschn.
Schauspieler: 6
Inszenierung: 6
Geschichte: 3.5
Geschichte: 3.5
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