Was habe ich mich
gefreut auf den Start der neuen Berliner Tatort-Reihe. Ich mochte zwar Ritter
und Stark als Kommissare, aber die Drehbücher waren teilweise auf unterst
möglichem Niveau. Einer Hauptstadt definitiv nicht würdig. Was habe ich also
gejubelt, als ich hörte, dass ein völlig neues Team hinter dem völlig neuen
Tatort aus Berlin stecken wird. Was habe ich getanzt, als ich hörte, dass ein
Konzept ausgearbeitet wird, welches die Stadt viel mehr miteinbeziehen soll. 
Mit einer Berliner
Nachtbusreise durch die energetisch geladenen Strassen zu Kreuzberg habe ich
die erste Folge damals verglichen. Also mit dem vielleicht intensivsten, was
man überhaupt erleben kann. Wie habe ich die Erwartungen in den Himmel
geschraubt, in meinen Barometer-Himmel, und nun sitze ich da und hab absolut
keine Ahnung mehr, worum es in dieser ersten Folge überhaupt ging. Ich versuche
mich zu erinnern, aber ich weiss es schlicht nicht mehr. Spannend daran ist,
dass ich gestern eine euphorische Nachricht von einem Barometer-Leser erhalten
habe, weil er mir mitteilen wollte, wie sehr er sich auf diesen ersten Tatort mit
dem neuen Berliner-Team freue. Nein mein Freund, dies wird die zweite Folge
sein, nicht die erste. 
Es geht also nicht nur
mir so. Und nun ein kleines Quiz an all meine Leser/innen? Kann sich
irgendjemand noch an diese erste Ausgabe erinnern? Nicht?
Berlin? Verschiedene
Geschichten? Ich weiss natürlich noch wie Meret Becker als Kommissarin
ausgesehen hat, weil man die halt kennt, aber der Kommissar? Die Geschichte?
Die Bilder? Keine Ahnung.
Ich erinnere mich
besser an jede einzelne Nachtbusfahrt zum Schlesi, als an diesen Tatort, dabei
ist das gerade mal 8 Monate her und nicht 8 Jahre. Absurd.
So oberflächlich und
vergänglich also scheint diese Stadt zu sein. Egal wie sehr wir sie verehren, sie
interessiert sich einen Dreck für uns. Aber nun, da Berlin einmal mehr direkt
vor mir steht, fangen meine Knie wieder an zu zittern. Wieder kommt da diese
leise Hoffnung auf, dass Berlin es irgendwann schaffen wird, einen Tatort zu
produzieren, der diese geballte Ladung an Energie auf die Bildschirme
übertragen kann. Vielleicht eine Art Meisterwerk.
Ich habe mittlerweile
gelesen, um was es damals in der ersten Folge gegangen ist. Viel schlauer bin
ich nicht. Irgendeine Muli hat in Kondomen verpackte Drogen geschluckt und nach
Deutschland transportiert. Sie wird gejagt und versteckt sich im neuen Berliner
Flughafen (der jeden Moment eröffnet werden sollte). Die Erinnerung kommt nur
vage zurück. Sehr schade, angeblich wäre es gut, wenn man für die zweite Folge,
die erste gesehen habe. Wird natürlich schwierig, wenn sich kein Mensch mehr
daran erinnern kann.
Es soll irgendwo da
weitergehen. Episodenübergreifende Story also, eine Geschichte, die sich von Fall
zu Fall weiterzieht. Horizontale Erzählweise nennt man das angeblich und die
ist beim Tatort momentan topchic. Fabers Dortmund, Schweigers Hamburg, und
jetzt auch noch Berlin. Nun gut, dagegen ist ja absolut nichts einzuwenden,
wenn die Geschichte gut sein sollte. Betonung auf „wenn“.
Kommissar Karow versucht
immer noch die Mörder seines früheren Partners zu finden. Hat er das schon in
der ersten Folge gemacht? Auch da, keine Ahnung. Es geht also weiter und er
kriegt Ärger mit der Libanesischen Mafia. Daneben passieren irgendwelche Säure-Morde,
Flüchtlinge kommen natürlich auch noch vor und Kommissarin Rubin scheint
sexsüchtig zu sein. Juheee, welch bombastische Drehbuch-Erleuchtung. Das Ganze
angereichert mit einer Prise Depro und weil so modern auch noch ganz schnell
geschnitten. Also irgendwann verliere sogar ich den Glauben in diese Stadt. Ich
hätte es nicht für möglich gehalten, aber allzu lange lässt sich das Barometer
nicht mehr nur aus Liebe verarschen. Das ist ja, wie wenn man 5mal von
derselben Frau verlassen werden würde. Absurd.
Na zumindest liest man,
dass die Stadt Berlin nun endlich auch eine Art Hauptdarsteller werden soll. So
was predigt das Barometer ja seit über 2000 Jahren. Das wäre zumindest mal ein
erster, klitzekleiner Schritt in die richtige Richtung. Einmal Fernsehturm in
der Totale pro Tatort reicht einfach nicht mehr aus. Obwohl - so wie ich den
Berliner Tatort in den letzten Jahren kennen gelernt habe, wird das eher in
einer Klischeeorgie ausarten, als in einem fein zu spürenden Stadtgefühl. 
Erwartungs-Barometer: 4.5
Nimm es mir nicht
übel, meine Liebe, aber der Glaube an dich schwindet dramatisch. Hab ich zu
deinem Neustart noch eine 6 prophezeit, muss ich mir nun langsam aber sicher
eingestehen, dass ich vielleicht leicht, wenn auch nur gaaaanz leicht,
verblendet war. Ein letztes Fünkchen Hoffnung auf ein Meisterwerk von deiner
Seite werde ich jedoch immer wahren. Möge doch dein Tatort mich ähnlich
verzaubern, wie es z.B. Wedding grad eben wiedermal geschafft hat. Aber das
passiert wohl nur im Märchen und vielleicht im Leben, aber sicher nicht im
Tatort.
0 = Sonntag, Montag, Mittwoch
6 = Dienstag, Donnerstag, Freitag, Samstag
Die Note danach: 4
Was? Also Ritter und Stark fand ich besser.
Was? Also Ritter und Stark fand ich besser.
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1 Kommentar:
Till Schweiger, Hamburg, Helene Fischer, ich erwarte neue Rekordwerte auf der Richterskala des Barometers am nächsten Sonntag! Möge "Der große Schmerz" ein grosser Spass werden! Ein Quotenrenner wirds wohl allemal...
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