1. November 2015

Tatort: Côte d'Azur (Konstanz)


Bevor ich mich jeweils dem aktuellen Tatort widme, lasse ich für mich die letzte Folge immer kurz Revue passieren.
Was war das wieder für eine Geschichte? Wenn etwas wegen Unglaubwürdigkeit explodieren könnte, dann wäre die ganze Stadt Stuttgart nun flach gesprengt. Wirklich hanebüchen, dieses Drehbuch. Übersät mit Logikhängern. Faszinierend daran ist jedoch, dass dieser Tatort es irgendwie geschafft hat, die Spannung über den ganzen Film relativ hochzuhalten, und dass sich die Schauspieler relativ gut durch diese absurde Story kämpften. Insofern stürzte diese Folge nicht komplett ab und konnte sich doch auf einer knappen 4.5 halten.
Und erst nach diesem Tatort fiel mir plötzlich auf, wie verwöhnt wir mittlerweile doch sind. Seit der Sommerpause bewegt sich der Tatort in einer konstanten 5er-Region. Eine 4.5 fühlt sich bereits als eine Art Flop an. Schon verrückt. Früher war eine 5 was Außergewöhnliches, in dieser Saison scheint dies jedoch der Standard zu sein.
Was auf den ersten Blick fantastisch klingen mag, ist jedoch für das Barometer Drama pur. Die 5 als Mittelmass. Die 5 Sonntag für Sonntag. Keine Ausreisser nach oben, welche ich vergöttern und bejubeln könnte, keine Desaster nach unten, welche ich zerreißen und mit ungenügenden Noten überschütten könnte. Alles ist okay bis gut. Nicht sehr gut, aber gut. Ich bin so satt, so vollgefressen von durchschnittlich guten Folgen, dass ich mich über relativ gute Folgen kaum mehr freuen mag. Ein Luxusproblem vom allerfeinsten, aber tatsächlich ein Problem. Die 5 war früher etwas Besonderes, heute ist sie nur noch öde. Die 5 ist quasi die neue 4.5! Eine dramatische Entwicklung.

Noch nie also habe ich mich so sehr auf eine Folge aus Konstanz gefreut wie heute. Der Grützen-Trupp vom Bodensee wird mich mit einem Furz ins Gesicht aus der 5er Lethargie blasen und uns einmal mehr eine Kotzfolge präsentieren, die es sich nicht mal mehr lohnt zu beschimpfen. Und wenn ich dieses Thema nur schon lese. Ein Mord im Obdachlosen-Treff namens Côte d’Azur. Das Laientheater Hochrhein-Bodensee macht auf Penner. Himmelarschundzwirn, das muss mal wieder eine Katastrophe werden. Seit die in Konstanz wissen, dass sie eh Ende 2016 in Rente gehen, hat das ganze Personal der Kreativabteilung des SWR von 2,7% Einsatz auf 1,2% runtergefahren. Anders lässt sich ein solcher Mist kaum erklären. Ach macht das Freude, mal wieder richtig raus lassen zu können. Verpisst euch endlich ihr Nullen aus Konstanz! So muss doch ein Barometer klingen. Da fliesst endlich wieder anständig Blut durch meine Tatort-Adern. Ja verpisst euch ihr Nullen. Huuauuauauauauua.... Adieu!

Jetzt aber hab ich dummerwiese noch kurz in die Kritiken rein geschaut. Verdammt, die sind gut, die klingen fast wieder nach einer 5! Angeblich mit richtig raffinierten Dialogen. Bodensee? Das kann doch gar nicht sein. Ich bin doch schon so voll gefressen.

Erwartungs-Barometer: 3.5 (Ein Barometer lässt sich nicht beeinflussen).

Also falls sich jetzt tatsächlich auch noch der Tatort aus Konstanz in dieser Note-5-Liga bewegen sollte, dann schwindet die Daseinsberechtigung des Barometers wirklich rapide. Aber das kann ich erst glauben, wenn ich es gesehen habe. Scheint mir momentan noch völlig unglaubwürdig. Fast so flach wie die Stadt Stuttgart.

0 = Alles zwischen 4.5 und 5
6 = Alles unter 3.5 und alles über 5

Die Note danach: 3.5
Im Spiegel 8 von 10 Punkten, im Tagi 4 von 5 Sternen... also ich weiss nicht. Vielleicht ist die Tatort-Durchschnittsqualität gar nicht eine 5 geworden, sondern der Anspruch der Leute einfach gesunken. Unter dem Strich hat Konstanz jedoch auch mich nicht enttäuscht. Die liefern barometerzuverlässig ihren Müll ab.


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