6. Dezember 2015

Tatort: Einmal richtig sterben (München)


Zugegeben, der Tatort aus Kiel strotzte nicht grad vor übertriebener Glaubwürdigkeit. Wie ein Barometer-Leser wunderschön sagte: „Man muss die Geschichte glauben wollen“.
Und ja, ich habe sie geglaubt, auch wenn das mit einem Fahrstuhl, der geheime Türen öffnen kann, und mit einem Borowski, welcher völlig aus dem Nichts eine heiratswillige Psychologin in seinem Bettchen liegen hat, definitiv nicht ganz einfach gewesen ist. Ich habe ja sonst mit solchen Dingen meine grösste Mühe, aber Kiel ist in vielerlei Hinsicht dermassen gut, dermassen überragend, dass ich mich trotz einiger Unglaubwürdigkeiten bestens drauf einlassen konnte. Daher auch die sehr gute Note. Kiel ist und bleibt mein Lieblingstatort.

Und so kommt es, dass bei mir der erste Tatort nach Kiel jeweils einen besonders schwierigen Stand hat. Dementsprechend unmotiviert wird auch das Barometer ausfallen. In Gedanken befinde ich mich nämlich noch immer in der Kühltruhe an der Ostsee. Schade eigentlich, denn mit München käme an diesem Wochenende einer meiner anderen Lieblingstatorte. Für einmal haben die aber ein doppeltes „Gemessen an“-Problem.
Erstens werden sie natürlich an eben dieser Kieler Folge gemessen, die letzten Sonntag lief und zweitens wird München immer auch an sich selbst gemessen. Die haben irgendwann eine solch hohe Durschnitts-Qualität geschaffen, dass jeder noch so kleine Ausreisser nach unten immer auch eine Enttäuschung für den Zuschauer darstellen wird.
Und so wäre diese Ausgabe vielleicht ganz okay, wenn sie von einer anderen Stadt produziert, oder zu einem anderen Zeitpunkt programmiert worden wäre. Aber gemessen an Kiel und gemessen an dem eigenen Münchner Durchschnitt, ist diesen Sonntag leider nicht allzu viel zu erwarten.
Die Oktoberfest-Sause ist bei mir noch ziemlich präsent. Da hat München, trotz „Psycho mit Taube auf Kopf im Bett von Oma liegend“, die Kurve dank der genialen Münchner Machart gerade noch gekriegt. Das werden sie mit diesem Tatort nicht mehr schaffen.
Natürlich werden wir auch hier die Bavaria-Qualität zu spüren kriegen, und natürlich werden auch hier die zwei Kommissare wieder gross aufspielen, aber dieser Tatort scheint so tragisch, dass kaum Platz für die typischen Münchner Spässchen bleiben wird. Es geht um zwei Fälle. Vor 15 Jahren hat ein Vater seine Frau und seinen Sohn erschossen und sich danach selbst richten wollen. Was aber misslang. Zudem liess er damals seine Tochter davonkommen. Heute nun hat der Mörder eine neue Familie, welche nun selbst Opfer eines Verbrechens wird. Alles deutet natürlich auf seine Tochter von damals hin. Das klingt für mich nach vielen Rückblenden, nach einer übertriebenen Dramatik und nach einer sehr konstruierten Geschichte. An einer solch schweren Tragödie kann man fast nur scheitern. Dementsprechend tief sind auch meine Erwartungen.  
(Zudem frage ich mich, wie einer nach einem solchen Verbrechen nach 15 Jahren bereits wieder eine neue Familie haben kann. Aber heute scheint ja irgendwie alles möglich. Im Tatort sowieso.)

Erwartungs-Barometer: 4

Bitter also für die Herren Batic und Leitmayr. Sie müssen sich nicht nur an sich selber, sondern auch gleich noch an Borowski messen. Absolut verständlich, dass da ein Erfolg kaum möglich sein wird. In diesem Sinne ist es also gar nicht so dumm, die schlechte Münchner Folge (die es halt auch mal geben kann), jetzt zu verbraten, und all die andern guten wieder nach Konstanz, Saarbrücken, und Ludwigshafen zu platzieren! Damit lässt sich die zukünftige Freude des Zuschauers um ein Vielfaches steigern!

0 = Die erste Folge nach Kiel sein zu müssen.
6 = Kieler und Münchener Qualität zusammen.

Die Note danach: 4
Der Tatort startete auf gewohnt hohem Münchner Niveau, baute aber kontinuierlich ab. Genau wie erwartet, war er diesen unendlich tragischen Ereignissen schlicht nicht gewachsen. Natürlich blitze die bayrische Genialität immer wieder durch, aber unter dem Strich war er schlicht zu absurd, zu unglaubwürdig und hatte irgendwie auch zu viele Logikhänger... für München.


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