30. Dezember 2012

Tatort: Der tiefe Schlaf (München)

Frankfurt war gut - München wird besser!
Kürzlich erst habe ich im Barometer von den traumhaften Bedingungen erzählt, unter denen in München Filme gemacht werden können. Ich habe den höchst professionellen Apparat des Münchener Tatorts ausführlich erklärt. (Ein neues Leben, 28.Oktober 2012). Dass ausgerechnet diese Folge damals kläglich scheiterte (die angeblich wahre Geschichte war wirklich sehr dürftig umgesetzt), war zwar eine krasse Fehleinschätzung meinerseits, ändert jedoch nichts an den Tatsachen der Gesamtsituation. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass hinter dem Tatort aus Bayern, das mit Abstand kompetenteste Filmteam überhaupt steckt.
Ich gebe zu, wenn München in der letzten Zeit eine Schwäche hatte, dann war diese leider immer das Drehbuch.
Also versteht mich nicht falsch, das nennt sich "Jammern auf allerhöchstem Niveau". Aber da München halt in sämtlichen Bereichen in der obersten Liga spielt, hauen einen kleine Fehler im Script sofort aus der Geschichte raus. Tatorte aus andern Städten, die grundsätzlich schlecht gemacht sind, haben dieses Problem natürlich weniger. So ist das harte Los der Qualität. Ein jeder Tatort wird vom Barometer nun mal an seinem eigenen Niveau gemessen. Es geht ja um die Erwartung, und die steigt logischerweise, bei einer hohen Qualität. Aber da das Drehbuch nicht ganz unwichtig ist für eine gelungene Folge, schaffte es München tatsächlich in den letzten Jahren nicht mehr ganz nach oben. Sie waren gut, aber für die Spitze fehlte immer das gewisse Etwas bzw. eben das wirklich gute Drehbuch.
Mit dieser Folge jedoch, könnte sich das nun schlagartig ändern. Die tragische Geschichte um ein getötetes Mädchen klingt enorm spannend. Das Einzige was die Ermittler als Hinweis haben, ist ein Räuspern des Killers, aus dem letzten Anruf der Ermordeten. Die Schauspieler werden gross aufspielen, zu Kamera, Filmsprache und Machart muss ich bei den Bavariastudios sowieso nichts mehr sagen. Aber achtet euch für einmal auch auf den Ton. Wie in dieser Folge der Ton eingesetzt wird. Auch in diesem Bereich ist der Bayrische Rundfunk den andern Sendern weit überlegen. In München hängt also einmal mehr alles nur davon ab, ob das Drehbuch durchgehend funktionieren wird, oder ob sie sich erneut mit unerklärlichen Hängern die Spitzenposition versemmeln werden.
Ich sehe da eine Sache, die mich leicht nervös werden lässt. Dem Ermittler-Duo wird ein Profiler aus Norddeutschland zur Seite gestellt. Und weil seine sehr spezielle Art die Kommissare ziemlich nervt, wollen sie ihn möglichst schnell wieder loswerden. Das ist genau so ein Strang, der unter Umständen wieder alles versauen könnte. Mit der Betonung auf „könnte“! Die Richtung klingt ein bisschen nach dem Psycho Kommissar aus Dortmund (bzw. nach Dr.House oder Monk). Aber trotzdem habe ich irgendwie ein spezielles Gefühl. Ein gutes Gefühl. Eines, welches ich ganz selten habe. Irgendwie sind wir mit dieser Folge ganz nahe an einem Volltreffer dran. Und da der linkische Profiler von Fabian Hinrichs (ein hervorragender Schauspieler) gespielt wird, könnte es dieses Mal tatsächlich funktionieren. Vielleicht findet genau er die richtige Mischung, um diese schräge Figur glaubwürdig zu spielen und die heiklen Passagen, in denen das Drehbuch kippen könnte, zu retten. Vielleicht also, werden wir endlich mal wieder einen Tatort sehen, bei dem einfach alles aufgeht. Stellt euch mal Folgendes vor:
Wir könnten 2012 mit dem besten Tatort des Jahres beenden!
"Einfach nur ein Traum im tiefen Tatort-Schlaf?" oder 
"Welch Traum, nach diesem tiefen Tatort-Schlaf!"
 
Erwartungs-Barometer: 5,5
Die Note danach: 5 
(Eine 6 wäre drin gelegen. Siehe Barometer 01.01.2013) 

Ich wurde vor kurzem gefragt, warum ich eigentlich den Tatort noch schaue, wenn ich ihn doch so oft schlecht bewerte und wenn ich doch mindestens 90 % davon scheisse finde:
Schaut diese Folge, dann wisst ihr warum!

0 = ungefähr so viel Erwartung wie vom alten Jahr.
6 = ungefähr so viel Erwartung wie vom neuen Jahr.
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26. Dezember 2012

Tatort: Im Namen des Vaters (Frankfurt)



Während die meisten Leute in aller Ruhe ihre Festtage geniessen, herrscht für das Barometer absoluter Hochbetrieb! Nicht weniger als vier Erstausstrahlungen gilt es in den nächsten zwölf Tagen zu studieren und zu bewerten. Mein erstes Gefühl sagt mir, dass das vier sehr grosse Folgen werden könnten. Vielleicht also war die Tatort-Flaute der letzten Monate einfach nur Konzept der ARD, damit das zu zündende Feuerwerk zum Jahreswechsel nur noch grösser explodieren kann.
Vier sehenswerte Tatorte über die Feiertage! Halleluja!
Geniesst das, wer weiss, wie lange uns das Erste danach wieder mit irgendwelchem Sondermüll abspeisen werden wird.
Und auch wenn die Kadenz für den Zuschauer etwas stressig werden könnte, lohnt es sich sicher alle vier zu sehen. Das Barometer wird euch selbstverständlich für jede einzelne Folge einen Grund liefern, warum ihr unbedingt einschalten solltet. Unser Feiertags-Spektakel beginnt mit Frankfurt und es beginnt äusserst tragisch. Am Neujahrsmorgen liegt eine Leiche auf der Strasse. Alle aus dem Viertel haben die Frau gekannt, und alle erzählen ihre eigene Version, wann sie sie zum letzten Mal gesehen haben. Ein geniales Konzept für eine traurige Geschichte über Alkoholiker, verlorene Seelen und Leute von der Strasse. Sehr schwierig, so was glaubwürdig zu inszenieren, aber wenn ich an die letzten Folgen aus Frankfurt denke, glaube ich, dass sie das schaffen werden. Eine solch leise Inszenierung tut dem Tatort aus Frankfurt sehr gut, und die zwei Hauptkommissare können ihr grosses Talent perfekt unter Beweis stellen.
Wie ihr kürzlich aus dem Barometer erfahren konntet, hat die Hauptdarstellerin nach nur fünf Folgen gekündigt (ihre letzte ist bereits abgedreht und folgt im Frühling 2013). Meine Theorie habe ich ja ausführlich erläutert. Irgendwelche Dilettanten, die zwar keine Ahnung vom Filmemachen haben, jedoch entscheiden können, wie man Filme macht, haben einfach nicht kapiert, dass Joachim Król und Nina Kunzendorf so unterschiedliche Charaktere haben, dass das alleine längstens reichen würde, um ein großartiges Ermittlerduo zu kreieren. So hat man aber die Figur Conny Mey in ihren Cowboy-Klamotten rum stolzieren lassen, wie eine billige Nutte aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel. Nur, sie ist einfach eine zu gute Schauspielerin, um sich wegen paar Laien in der Chefetage dermassen lächerlich zu machen. Denn für einen Grossteil der Zuschauer sieht es unter dem Strich so aus, als ob sie völlig übertrieben spielen würde, auch wenn sie überhaupt nichts dafür kann. Wenn, dann müsste man den Regisseur oder eben den Verantwortlichen für diese absurd überzeichnete Figur im Fummel auf die Strasse schicken, aber sicher nicht sie. Klar, ihre Rolle war von Anfang an so angelegt, aber es wäre überhaupt nicht nötig gewesen. Im Gegenteil. Diese Figur, ist der grosse Schwachpunkt der neuen Frankfurt-Tatorte. Und selbst für den Ritterschlag eines jeden Deutschen Filmschauspielers (eine Hauptrolle im Tatort), konnte sie diese Schmach nicht mehr länger ertragen und kündigte, wie erwähnt, ihren Job bereits wieder. Offiziell ist sie übrigens ausgestiegen weil sie vom Erfolg ihrer Figur überrumpelt wurde... ??!!?? Genau. Erfolg, ist wirklich das Letzte, was ein Schauspieler will. Also Erfolg. Nein, sicher nicht. Doch nicht die Schauspieler. Also ich kenne keinen Einzigen, der gerne Erfolg haben würde.
Schade nur, dass es nun so aussieht, als ob in dieser Folge diese Comicfigur doch leicht entschärft wurde. Es könnte also in die richtige Richtung gehen. Vielleicht haben die nun doch endlich einen Regisseur engagiert, der sich vorher auch schon mal einen Film angesehen hat. Oder die Drehbuchautoren haben sich einfach mal die Zeit genommen, ein bisschen in diesem Barometer zu stöbern und somit raus gefunden, dass die Eigenart der Beiden längstens reichen würde, um ein spannendes und gegensätzliches Duo zu erschaffen, ganz ohne lächerliche Tussi-Klamotten. Tja, ich habe es immer schon gesagt, aber leider ist es nun zu spät. Geniessen wir also die letzten zwei Folgen, in denen sie noch mitspielt und hoffen, dass es danach vielleicht noch besser werden wird. Król jedenfalls bleibt uns erhalten, und das ist schon mal sehr gut!

Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: 5

Frankfurt setzt zum Auftakt die Latte ziemlich hoch. Mal sehen, ob die andern drei Folgen da noch mithalten können! Mögen die Tatort-Festspiele beginnen!

0 = ungefähr so viel Erwartung wie von Bern zum heiligen Abend.
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von Johnny Trouble zum heiligen Abend.

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22. Dezember 2012

Studie Furtwängler - Ein Zwischenbericht



Resultat:
Maria Furtwängler ist keine gute Schauspielerin. 

Erläuterung:
Maria Furtwängler ist eine äusserst clevere Schauspielerin, da sie ihr ziemlich beschränktes Spektrum extrem gut auszunützen weiss. Die erhabene und arrogante Ermittlerin spielt sie hervorragend, aber an allem, was auch nur ein bisschen aus diesem Schema fällt, scheitert sie leider kläglich. Sobald Emotionen oder gar ein Ausraster ins Spiel kommen, ist sie überfordert und driftet schnell in die Unglaubwürdigkeit. Das war insbesondere in der zweiten Folge immer wieder deutlich zu erkennen. Klar, ihre Rolle darf im Film sicher keine Emotionen zeigen, aber sie macht es sich viel zu einfach. Denn nur wenn eine Figur laut Drehbuch keine Emotionen zeigen soll, bedeutet das doch nicht, dass sie einfach ohne Emotionen spielen kann. Um eine Figur glaubhaft ohne Emotionen zu spielen, braucht es eben unendlich viele Emotionen. Und das kann sie nicht, sie bleibt immer die kühle Blonde aus dem Norden. Sie spielt immer nur auf dieser ersten Ebene. Auf eine zweite oder gar eine dritte kommt sie nie. Dabei geht es doch eben genau darum in der hohen Kunst der Schauspielerei.
Ein Beispiel: Wenn ein Schauspieler aus irgendeinem Grund spielen muss, dass er schlecht spielt, kann er doch nicht einfach schlecht spielen. Nein, er muss unendlich gut spielen, um zu spielen, dass er schlecht spielt. Oder wenn ein Schauspieler eine Figur ohne Energie darstellen soll, dann braucht der eine unheimliche Energie, um schlaff zu wirken, aber trotzdem unendlich präsent zu sein. Der kann nicht einfach schlaff sein und ohne Energie spielen, das funktioniert nicht. Das würde kein Zuschauer glauben oder interessieren. Das unterscheidet eben den schlechten von einem guten Schauspieler, und daran scheitert meiner Meinung nach die Maria Furtwängler. Sie bedient zwar eine Schiene, und das macht sie sehr gut, aber jede Abweichung davon entlarvt sie als nicht sehr talentiert. Klar, Schauspielerei ist auch eine äusserst subjektive Sache, und dies ist ein simples Zwischenergebnis einer komplett belanglosen Studie, die eigentlich nur entsteht, weil ich zu viel Zeit im Zug verbringe, aber es gibt sie nun halt mal. Ich bin gespannt auf Weiteres aus Hannover und lasse mich natürlich noch so gerne positiv überraschen. Unter dem Strich spielt es sowieso keine Rolle, da Maria Furtwängler ja zu 90% das spielt, was sie kann. Und das ist gut und absolut legitim so, aber es macht sie nicht zu einer guten Schauspielerin, nur zu einer cleveren.

16. Dezember 2012

Tatort: Das goldene Band (Hannover)

Hannover ist ein Schwarz/Weiss-Tatort. Man mag ihn, oder man mag ihn nicht. Daran hat sich scheinbar auch letzten Sonntag nichts geändert:

„Ich wage mich mal auf die Äste raus und sage: Wer die nicht gut gefunden hat, kann aufhören mit Tatort schauen. Viel besser war's nie und wird's auch nicht mehr.“
© Schreibtischtäter

„Die Geschichte war flacher als Niedersachsen und platter erzählt als der dort gesprochene Dialekt. Aus dem eigentlich spannenden Thema machen die Autoren eine staubtrockene Story...“
© Serienjunkie

Man mag ihn, oder man mag ihn nicht. Und ich? Ich schwimme erneut irgendwo dazwischen und bin so klug als wie zuvor. Ich fand diese Folge gut, aber einmal mehr scheitere ich an einem der letzten grossen Rätsel, welches es für das Barometer noch zu lösen gilt:
Maria Furtwängler. Ist sie eine gute Schauspielerin, oder ist sie es nicht? Am Anfang des Jahres wurde gemunkelt, dass sie mit dieser (selbst mitgeschriebenen) Doppel-Folge, ihre Karriere als Tatort-Ermittlerin beenden werden wird. Was für meine Studie natürlich eine absolute Katastrophe wäre. Ich stecke immer noch mitten drin und komme dem Resultat mit jeder Folge nur einen kleinen Schritt näher. Heute spricht jedoch kein Mensch mehr von Rücktritt, und es sieht so aus, als ob sie uns erhalten bliebe. Ich werde somit weiterhin die Möglichkeit kriegen, die Gretchenfrage des Hannoverischen Tatorts vielleicht doch irgendwann mal noch klären zu können.
Teil 1 fand ich, wie erwähnt, gut. Ich fand ihn weder flacher als Niedersachsen, noch fand ich, dass es gleich der beste Tatort aller Zeiten war. Dafür stimmte doch einiges nicht. Die lächerliche Rockergang z.B., die eigentlich die Hells Angels hätte darstellen sollen, kam mir eher vor wie eine Töfflibueben-Bande vom hinteren Buechiberg. Und warum nur musste der Kommissarins Journalisten-Bums-Gspändli ausgerechnet an der besagten Party gewesen sein? So was von unnötig. Aber wahrscheinlich braucht es diesen Strang nun, um die Story in Teil 2 voranzutreiben.
Nun gut, ich kenne zwar wesentlich bessere Tatorte, aber ich fand „Wegwerfmädchen“ gut. Gute Story, gut gemacht und gut gespielt. Und darum freue ich mich auch auf die Fortsetzung, die in diesem Stile weitergehen wird, und als einzelne Folge wahrscheinlich fast noch besser werden wird. Nur die Reise nach Weissrussland könnte die Geschichte etwas verzetteln, und darum bleibe ich bei einer praktisch gleichen Erwartungshaltung.

Erwartungs-Barometer: Eine gute 5
Die Note danach: 5
Reise nach Weissrussland: 1

Obwohl ich also nach dieser Doppelfolge nur einen kleinen Schritt weiter sein werde, was den Hannover Tatort im Gesamtbild angeht, sind wir für den Moment doch alle irgendwie Sieger. Zwei gute Tatorte in Folge garantiert:
Eine Seltenheit.

0 = ungefähr so viel Erwartung wie von Maria Furtwängler.
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von Maria Furtwängler.

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9. Dezember 2012

Tatort: Wegwerfmädchen (Hannover)


Hannover ist ein Schwarz/Weiss-Tatort. Egal mit wem man darüber spricht, egal welche Kommentare man darüber liest, jeder hat eine klare Meinung. Entweder findet man ihn gut oder man findet ihn schlecht. Dazwischen scheint es nichts zu geben. Das hat bestimmt auch mit der Kommissarin zu tun. Auch sie spaltet die Meinungen, auch sie mag man entweder sehr, oder man mag sie nicht. Einen Graubereich dazwischen ist auch bei ihr kaum auszumachen. Der Tatort aus Hannover scheint zu polarisieren, und das spricht für ihn. Komischerweise geht es mir, mit meiner Meinung, für einmal genau umgekehrt. Während ich sonst doch ziemlich genau weiss, ob mir etwas gefällt oder nicht und während ich sonst doch ein Musterschüler bin, was das Schwarz/Weiss-Denken angeht, kann ich mich bei Hannover einfach nicht entscheiden. Ich kann bis heute nicht sagen, ob ich diese Reihe mag, oder nicht. Ich kann mich nicht auf mein Urteilsvermögen verlassen. Irgendwie mag ich, dass die Folgen auf dem Lande spielen (obwohl das ja mittlerweile zum guten Ton einer jeden Tatort-Stadt gehört), ich mag, dass die Geschichten ruhig und unaufgeregt erzählt werden, aber mir fehlen dann eben doch die Stadt, die Unruhe und die Aufgeregtheit. Sicher spielt bei meiner schizophrenen Suche nach einer Meinung, eben auch die Kommissarin eine grosse Rolle. Auch von ihr kann ich nicht sagen, ob ich ihre kühle, arrogante Art eigentlich mag, oder ob sie mich einfach nur nervt. Ich kann nicht sagen, ob sie sau gut spielt, oder ob sie nur überspielt, dass sie eigentlich gar nicht spielen kann. Ich weiss nicht einmal, ob es die Kommissarin Lindholm ist, die ich nicht durchschauen kann, oder die Maria Furtwängler selber, die mir total unsympathisch ist. Keine Ahnung! Diese Umstände tragen natürlich herzlich wenig dazu bei, eine anständige Einschätzung abliefern zu können. Aber ich lasse meine schwammige Meinung über die Gesamtsituation nun mal beiseite und versuche mich an klare Fakten, was diese Folge angeht, zu halten. Bzw. eigentlich sind es ja zwei Folgen. Die Idee ist genial. Eine Milieustudie, in einer Doppelfolge. (Teil 2 folgt nächsten Sonntag). Es geht um den ganzen Filz in Hannover. Um Politik, Macht und Rotlicht. Um den krassen Menschenhandel mitten in Deutschland, um ein weissrussisches Mädchen, welches tot auf der Mülldeponie gefunden wird. Und so wie ich das verstanden habe, sind die Figuren nicht zufällig ausgewählt. Gerade die Parallele zu den „Hells Angels“ könnte nicht passender angesiedelt sein, und auch bei anderen Figuren aus Lokal-Politik und Wirtschaft, seien Ähnlichkeiten nicht von der Hand zu weisen. Zudem gehören mittlerweile die Ostblock-Hostessen zu jedem guten Firmenweihnachtsessen, zumindest wenn die Chefetage was zu feiern hat. Das macht diese Geschichte äusserst brisant und der Drehbuchautor scheint wohl selber etwas überrascht, wie aktuell seine Story heute ist. Eine ziemlich spannende Ausgangslage also, und beim Hannover Tatort ist für einmal alles etwas anders. Die Furtwängler fährt nicht in irgendein Kaff, um sich dort mit einem Dorfpolizisten zu streiten, der selber noch irgendwie in das Verbrechen verwickelt ist. Nein, dieses Mal kriegen wir Hannover pur. Die brutale und äusserst tragische Realität. Das wirft doch einige Fragen auf. Schafft der gemächliche Tatort vom Lande den Sprung ins harte Rotlichtmilieu der Rockerbanden? Wie verhält sich die leicht störrische Egotrip-Ermittlerin in diesem neuen Umfeld? Schaffen die Macher aus dieser brisanten Ausgangslage vielleicht wirklich einen ganz grossen Tatort? Eins ist klar, ein Jeder wird sich seine klare Meinung bilden. Vielleicht nicht so wie sonst, aber sicher Schwarz oder Weiss. (Ganz egal, ob die Folge nun auf dem Lande oder in der Stadt spielt, ob mit oder ohne Mann, mit oder ohne Dorfpolizist, mit oder ohne Sohn, mit oder ohne beschränkten Mitbewohner…). Ich hingegen werde wohl weiterhin keinen blassen Schimmer haben, ob ich den Tatort aus Hannover und die Kommissarin Lindholm eigentlich mag oder nicht. Aber ich werde zumindest wissen, ob ich mich auf den zweiten Teil freuen werde oder nicht.

Erwartungs-Barometer: 4,5
Die Note danach: Eine gute 5

Vorsichtig optimistisch: Hannover versucht etwas ganz Grosses, da steigt das Risiko zu scheitern überproportional. Aber sie versuchen es, und ich bin sehr gespannt aufs Resultat.

0 = ungefähr so viel Erwartung wie von Toms Ankunftsort.
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von Toms Abflugort.

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2. Dezember 2012

Tatort: Todesschütze (Leipzig)



Eigentlich liebe ich diese triste Jahreszeit, aber dem Tatort scheint sie irgendwie nicht gut zu bekommen. Es herrscht eine fast schon beängstigende Tatort-Flaute. Die wirklich guten Folgen werden immer rarer, und mitten in diese üblen Spätherbstage schneit es uns ausgerechnet die neue aus Leipzig.
Da ich jedoch in tiefer Seele ein Herbstkind bin, versuche ich meine Erwartung für einmal von der positiven Seite her anzugehen. Aber in meinem intensiven Prozess der Gestaltung dieses Barometers, muss ich mir jedoch erneut eingestehen, dass ich so positiv denken kann wie ich will, ich werde den neuen Tatort aus Leipzig nicht komplett schön reden können. Denn für jeden positiven Punkt, den ich voller Freude niederschreibe, fällt mir mindestens ein negativer ein, welcher meine Bemühungen gleich wieder zu Nichte macht und meine Laune wieder runter zieht.

Positiv: 
Martin Wuttke ist einer der besten Schauspieler Deutschlands, für jeden Zuschauer ein wahres Advents-Geschenk des Himmels (oder des MDR). Ein solch Genie ist mit den oft unterirdisch schlecht geschriebenen Leipzig-Drehbüchern heillos unterfordert.
Negativ: 
Simone Thomalla ist dermassen schlecht, dass ich sie im Barometer nie mehr als Schauspielerin bezeichnen werde. Die würde in München nicht mal die Klappe schlagen dürfen und wird deshalb ab jetzt in meinem Archiv nicht mehr als Filmschaffende geführt. Sie ist selbst mit den oft unterirdisch schlecht geschriebenen Leipzig-Drehbüchern heillos überfordert und für jeden Zuschauer ein einziges Ärgernis.

Positiv:
Für einmal wird in Leipzig auf Privatangelegenheiten und etwelche Liebeleien verzichtet.
Negativ:
Nicht verzichten mag man dagegen einmal mehr auf einen Boulevardreporter, der es vielleicht sogar wieder schaffen wird, die ganze Stimmung zu zerstören, bevor sie überhaupt aufgebaut ist. Wenn nach dieser Folge noch ein einziges Mal ein Lokalreporter, Lokalfotograf oder Lokalkameramann in einem Tatort auftauchen wird, werde ich meinen Fernseher von diesem halbspiessigen TV-Möbel reissen und ihn mit voller Wucht aus dem Fenster schmeissen. Warum zum Teufel merken die Autoren nicht, dass das die schlimmste aller Arten ist, uns Zuschauer mit Scheisse zu foltern.

Positiv:
Die Geschichte nimmt ein brandaktuelles Thema auf. Gewalt in der Öffentlichkeit, Schlägerei in der Strassenbahn und wie sich Unbeteiligte verhalten. Eine heikle Sache und sehr schwierig, glaubwürdig zu inszenieren. Aber mutig, real und spannend.
Negativ:
Wie erwähnt. Sehr schwierig zu inszenieren und so wie ich Leipzig kenne, werden die Dialoge wieder dermassen hölzern geschrieben sein, dass selbst Mut, Realität und Spannung nicht für einen richtig guten Tatort reichen werden.

Positiv: Die Geschichte wird unter die Haut gehen. Sie ist deftig und für einmal geradlinig erzählt. Kein grosses Drumherum, keine Faxen und keine Blödeleien. Halt einfach ein einfacher Krimi aus Leipzig.
Negativ:
Die durchschnittlichen Schauspieler (bis auf Wuttke) werden sich im Übereifer durch die Szenen gurken und können ein weiteres gut gemeintes, aber schlecht geschriebenes Drehbuch auch nicht retten. Halt einfach ein einfacher Krimi aus Leipzig.

Ich kann es also drehen und wenden wie ich will, ich komme zum selben Resultat. So gerne ich euch mit einem wirklich positiven Gefühl in dieses Wochenende entlassen würde, der etwas triste Tatort-Spätherbst hält für mindestens eine weitere Woche an!

Erwartungs-Barometer: 4
Die Note danach: 4,5
 
Positiv:
Todesschütze hat also einige positive Punkte zu bieten und wird sicher nicht wirklich schlecht.
Negativ:
Aber er hat eben auch mindestens genauso viele negative Punkte, die den positiven zumindest so sehr im Wege stehen, dass er auch nicht wirklich gut werden kann.

0 = ungefähr so viel Erwartung wie vom B-Kader der Canes (ohne Fribourger).
6 = ungefähr so viel Erwartung wie vom Nationalmannschaftskader 2012 aus Singapur.

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(Also dazu finde ich keine Worte)!