28. Oktober 2012

Tatort: Ein neues Leben (München)



Zugegeben, es ist schon etwas länger her, dass ich in München gewohnt habe, aber ich würde behaupten, dass ich die Stadt nach wie vor a bissl kenne. Und mit München verbindet mich eine Art Hassliebe. Irgendwie war mir die Stadt immer zu sauber, zu korrekt, zu gradlinig, irgendwie zu perfekt. Auf der andern Seite ist München eben genau dadurch halt einfach auch eine gute Stadt. In München gibt es gutes Theater, gute Kinos, gute Clubs, gute Sommer, gutes Essen, gute Tage im Englischen Garten, gute Momente im Eisbach, guten Fussball, ja in München kann man ein gutes Leben führen. Und einmal mehr bin ich verblüfft, wie sich diese Tatsachen auch im Tatort widerspiegeln. Der Tatort ist irgendwie sauber, korrekt, gradlinig, fast zu perfekt. Nicht falsch verstehen, ich will mich sicher nicht über einen guten Tatort beschweren! Denn während in andern Städten viel experimentiert wird, somit viel in die Hosen geht, aber halt auch mal was grandios explodiert, verlässt man sich in München auf das gute alte Filmhandwerk, welches man seit Jahrzehnten beherrscht und welches auch heute noch top funktioniert. Und so ist der Tatort aus Bayern eigentlich immer gut. Ich könnte über die nächsten 20 Jahre eine 5 prophezeien, ich würde selten daneben liegen. München weiss einfach, wie man gute Fernsehfilme macht. In Berlin z.B. werden mittlerweile sicher mehr Filme gedreht. Da passiert mehr. Der Berliner Film wächst rasant, in Berlin ist die Szene, in Berlin wird gepröbelt, in Berlin wird erfunden, in Berlin werden Fässer aufgemacht. In München lässt man das bleiben. Man macht einfach gute Filme, man macht was man kann, und das macht man gut. Das mag nicht allzu spannend klingen, aber wenn der Tatort über Jahre konstant gut ist, spielt das ja keine Rolle. Warum sollte man was Gutes auch ändern? Gut, so läuft das halt in den Bavaria-Studios. Gute Drehbücher, gute Regisseure, gute Filmsprache, gute Kamera und vor allem auch immer wieder wirklich gute Schauspieler. Wenn du in München was verbockst, warten vor der Türe 100 gute Leute, die das beim nächsten Mal sicher guter machen werden als du. Das gibt den Filmen eine unheimliche Qualität (eine solche Situation würde übrigens dem SRF sehr gut bekommen, aber das ist ein anderes Thema). Der Tatort ist in München meist bis in die hinterletzte Nebenrolle top besetzt. Ich würde sogar behaupten, dass in München die 40€-Statisten oft bessere Schauspieler sind, als in anderen Städten die Kommissare. Und ja, neben all den Experimenten in andern Tatorten, ist dieses gute alte Filmhandwerk eine wahre Offenbarung!
So auch morgen. Die Geschichte über eine verdeckte Ermittlung bei einer Gruppe Staubsaugervertreter, bzw. eigentlich einer illegalen Organisation, die Spenden für kanadische Robbenbabys sammelt, klingt nicht gerade nach einem Schuss durch die Decke. Aber eben, es ist München!
 
Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: 4
 
München bläst einen nicht vom Sofa, die Geschichte ist kein Knaller, aber München war immer gut, ist immer gut und wird immer gut bleiben, und das ist gut!

0 = ungefähr so viel Erwartung wie von Kuri’s Zustand auf der Treppe zum Joshi Lamm!
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von Kuri als palästinensischer Kampfsoldat in Schwabing!

Falls der neue Barometer-Blog nicht euren Vorstellungen entspricht, könnt ihr ihn unter diesem Link löschen:

27. Oktober 2012

Tatort News



Und wie der Zufall so spielt, sind in der ersten Woche des neuen Tatort-Barometer-Blogs, gleich zwei Tatort Bomben geplatzt. Ich würde mal sagen, eine gute und eine schlechte Nachricht.

Zuerst die Schlechte:
Da freue ich mich wie ein kleines Kind auf ein neues Tatort-Team aus Thüringen und nun präsentieren die uns Ulmen & Tschirner. Was soll dieser Scheiss? Versteht mich nicht falsch. Die zwei sind in ihrem Fach hervorragende Schauspieler und grossartige Entertainer, keine Frage, aber das sind doch keine Tatort-Ermittler! Himmelherrgott, wer überlegt sich eigentlich so einen Quatsch? Davon, dass Til Schweiger funktionieren kann, bin ich ja nach wie vor überzeugt, aber nun das Blödel-Duo vom MTV? Da hat man ein Jahr lang Zeit spezielle Typen zu suchen. Typen, die interessieren könnten, Typen, die einen in eine Geschichte reinziehen könnten, ja vielleicht sogar Typen, die in den Osten passen, oder noch besser, Typen, die aus der Region kommen… und dann so was. Ich bin fassungslos. Nun gut. Während Christian Ulmen ja quasi ein Hamburger ist, so ist die Nora Tschirner zumindest im Berliner Osten gross geworden. Aber mir gefällt diese Idee trotzdem ganz und gar nicht. Wenn der Promistatus wichtiger ist als die Glaubwürdigkeit, dann könnten zukünftig auch Raab & Elton oder gar der Silbereisen ermitteln. Ich konnte schon kaum glauben, dass dieser Tatort in Weimar spielen soll, und nun versucht man mit zwei dusseligen Komödianten auch noch den Münster Tatort zu kopieren. Das MDR spricht vom Event-Tatort des Jahres, immer zur Weihnachtszeit… Ich glaub, ich muss kotzen.

Und nun die Gute:
Frankfurt spielt seit Joachim Krol auf allerhöchstem Niveau. Wirklich ganz gutes TV. Nur die Kommissarin Conny Mey wirkte in ihrem Joggingoutfit, in ihrer engsten Jeans und in den Cowboystiefeln oft wie ein kompletter Fremdkörper in den feinen Geschichten. Mir ist schon klar, dass man mit ihr einen möglichst krassen Gegenpol zu Krol schaffen wollte, und sie als Schauspielerin wäre ja eigentlich auch ganz gut dafür. Aber diese Rolle war dermassen übertrieben gezeichnet, dass ihre Auftritte einen immer wieder aus den Szenen rissen. Und das spürte wohl keine besser, als sie selber. Sie hat gekündigt und wird nur noch in den nächsten zwei Folgen zu sehen sein. Eigentlich die falsche Lösung, da das Unterfangen sicher nicht wegen mangelndem Talent ihrerseits, sondern wegen der absurd geschriebenen Figur gescheitert ist. Man hätte im Drehbuch ihr Tun und ihre Art einfach ums 5-fache runterfahren können, und schon hätte man ein perfektes Duo gehabt. Aber da das in der Entscheidungsetage mal wieder keiner gerafft hat, ist jetzt halt die Schauspielerin weg. Schade, aber konsequent. Denn eine Schauspielerin muss sich in einer Figur schon sehr, sehr unwohl fühlen, wenn sie eine Tatort-Hauptrolle nach nur 5 Folgen kündigt! Zumindest die Schauspielerin versteht also was von gutem Fernsehen, und wir können uns nun in aller Ruhe auf den grossartigen Krol und auf gute Geschichten konzentrieren.

21. Oktober 2012

Tatort: Tote Erde (Stuttgart)



Verschont mich doch bitte endlich mit dem Stuttgarter Tatort. Natürlich, für den Zuschauer gibt es mit Konstanz, Saarbrücken, Ludwigshafen usw. sicher auch noch schlechtere, aber für einen Barometer-Autor ist Stuttgart die Pest. Nicht annähernd gut genug, um ein spannendes Barometer zu schreiben, aber eben auch nicht schlecht genug um einen anständigen Komplettverriss zu publizieren. Der Stuttgarter Tatort ist ein unbedeutendes Lüftchen von Nichts. Bereits am Montagabend werdet ihr gar nicht mehr wissen, worum es eigentlich gegangen ist. Ihr werdet vielleicht noch wissen, dass er nicht grottenschlecht war, und ihr werdet vielleicht noch wissen, dass er nicht wirklich gut war. Aber die Geschichte? Keine Ahnung. Macht mal den Test. Wer von euch kann sich auch nur an eine Geschichte aus einem Stuttgarter Tatort erinnern? Tja… Genau das meine ich mit „keine Ahnung“. Da ist mir doch eine Entführung (incl. Ricola) in einem Postauto in die Appenzeller Berge fast noch lieber. Auch wenn die Szene an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten war, konnte man darüber zumindest heiss diskutieren, und ihr werdet diese Geschichte auch in einem Jahr noch in euren Köpfen haben. Das kann euch mit einem Stuttgarter nie und nimmer passieren. Weder im positiven noch im negativen Sinne.
Ich brauche euch nur ein einziges Stichwort zu geben und ihr werdet wissen, was ich damit meine: Ökoaktivist!
Also Entschuldigung. Mag ja sein, dass so was bei uns in den 80er Jahren für Spannung gesorgt hätte, aber heute? Ok, in Stuttgart ist das Thema sicher präsenter. Immerhin haben sich da vor nicht allzu langer Zeit fast drei Generationen (40-90 jährige) komplett neu erfunden, haben sich die Haare unter den Armen spriessen lassen, Pullover gestrickt, haben sich mit Baumarkt-Kabelbinder an morsche Bäume gekettet und haben sich von Polizeiwasserwerfern durch die Luft schleudern lassen. Das war vielleicht mal ein Erlebnis. Jeder durfte mitmachen, jeder durfte nochmals die Sau rauslassen, nochmals das Leben spüren, bevor es zurück in den Nachkinder-Ehealltag im Reihenhäuschen oder gar ins Altersheim ging. Das mag ja süss gewesen sein. Gebracht hat’s bekanntlich nix und so was nun in einen Tatort zu verpacken, bringt noch weniger (obwohl das Drehbuch mit Stuttgart 21 natürlich nichts zu tun haben wird). Dieser Fall spielt in der wesentlich spektakuläreren Freeclimber-Szene. Buuhhhuuuuu. Wirklich krass. Die Story wird mir also das Gesicht lähmen, und da mich die zwei Kommissare fast noch weniger interessieren, wird das wohl wieder ein Stuttgarter, wie die Stuttgarter nun mal sind: Langweilig und ohne jegliches Potential nach oben oder nach unten. Das einzig Positive daran, ich werde am Montagabend schon wieder vergessen haben, um was es in diesem Tatort eigentlich ging.


Erwartungs-Barometer:  < 4
Die Note danach: 3,5

 
Als Film wird es für eine 4 reichen und darum würde es ja in einer Empfehlung eigentlich auch gehen. Aber aus Tatortbarometer-Gesamtsituation-Übersicht wird die Wahrheit eher tiefer liegen.

0 = ungefähr so viel Erwartung wie von der Tipp-Zuverlässigkeit PFK Niva!
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von der schrecklich harten Zeit, wenn R.S. in den USA arbeiten muss!

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14. Oktober 2012

Tatort: Borowski und der freie Fall (Kiel)



Und schon wieder Kiel. Es scheint, als ob die im hohen Norden mittlerweile monatlich eine Tatort- Folge produzieren. Aber sind wir ehrlich, uns kann das nur recht sein, denn so haben wir die Garantie, dass wir in jedem Monat mindestens  einen guten Tatort zu sehen kriegen. Wie vor kurzem erwähnt, ist für mich Kiel im Moment die konstant beste Tatort-Reihe. Natürlich gibt es von den meisten Städten immer mal wieder eine gute Folge, aber Kiel serviert uns wirklich nur noch Gourmet- Krimis, und der morgige wird wohl wieder ein richtiger Festschmaus. Dieses Mahl hat sich der Drehbuchautor wieder was äusserst Cleveres einfallen lassen. Der Fall des Politikers Barschel, der 1987 in Genf tot in einem Hotelzimmer gefunden wurde, wird thematisiert und könnte so für den Zuschauer, durch die Prise Realität, für eine Portion Extraspannung sorgen. Ein Journalist, der damals angeblich Zeuge war, wird ermordet aufgefunden. Es geht also um diesen Mord von heute und um Fakten bzw. Verschwörungstheorien von damals. Wieder ein Experiment, wieder riskiert man in Kiel Einiges und wieder bin ich mir sicher, dass das absolut gelingen wird.
Was mich jedoch in den letzten Borowski-Folgen immer leicht störte, war Sibel Kekilli bzw. ihre Rolle als Hilfsscheriffin. Ich fand sie in „Gegen die Wand“ wirklich klasse, aber in der Tatortreihe hat sie ihren Platz noch nicht gefunden. Ich habe bis heute nicht raus gefunden, ob ihre Figur einfach schlecht geschrieben ist, oder ob sie unter dem Strich halt doch keine so gute Schauspielerin ist. Ok, bis jetzt war sie ja auch eher Beigemüse und musste sich durch irgendwelche Klischee-Internet-Hacker-Geschichten kämpfen oder wurde von einem Psycho-Pösteler gestalkt. So richtig entfalten konnte sie sich definitiv noch nicht. Morgen nun scheint sich das zu ändern. Ihre Rolle wurde ausgebaut, ihre Figur kriegt wesentlich mehr zu tun und sie wird sich richtig in diesen Fall reinhängen können. Dieser (freie) Fall wird also zur Reifeprüfung der Sibel Kekilli werden(was den Tatort angeht). Sie bekommt ihre grosse Chance, mich nun endlich auch als Kommissarin zu überzeugen (also nicht, dass sie sich auch nur eine Sekunde für meine Fürze interessieren sollte, aber ich bin nun mal der, der das Barometer schreibt). Gnadenlos wird sich also zeigen, ob sie es schafft, ihre ausgebaute Rolle mit einer spannenden Figur zu füllen, oder ob sie weiterhin ein bisschen planlos durch das Kieler Hafenbecken schwimmen wird. Klar, das alles ist nur ein fieser Barometer-Nebenstrang, weil es sonst kaum was zu kritisieren gibt. Aber so ist es halt. Wenn die Qualität konstant stimmt, steigen die Erwartungen. Klar ist aber auch, der Kieler Tatort wird einmal mehr richtig gut und über Live-Schaltungen in Talkshows lässt sich für einmal grosszügig hinweg sehen.

Erwartungs-Barometer: 5,5 
Die Note danach: 5,5

Gute Folge aus Kiel = weisser Schimmel.
Aber diese Folge wird wohl noch weisser als ein weisser Schimmel

0 = ungefähr so viel Erwartung wie von der morgigen Alternative auf ZDF!
6 = ungefähr so viel Erwartung wie vom morgigen „Autor&Regie“-Duett!

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7. Oktober 2012

Tatort: Nachtkrapp (Konstanz)



Das Tatort im Bodensee tut Jubiläum zum 10 Jahre für alten Fall aufgerollt wieder neuer Kommissar aus Schweizer Seite. Geht tun Junge ermordet auf Jugendgruppe. Nachahme Mörder vielleicht falscher aber damals in Klara Blum Fall ermittelt früher gegen Gefängnis. Fall tragisch sehr aus Polizist und vom Thurgau. Kommissar von Nerven blank liegen Fehler. Fall damals tun heute verwechselt Junge wiederholen Mord vom Konstanz zu See. Nebel lichtet vom Wasser das Sache damals über Buben.
Ungefähr so würde sich das Barometer lesen, wenn es vom heutigen Drehbuchautor geschrieben werden würde. Tja, was soll man dazu gross anfügen?  Der aufmerksame Barometer-Leser wird über die Jahre bemerkt haben, dass ich eher kein Fan der Bodensee-Grütze und der Klara Blümchen bin. Ein ganzes Jahrzehnt gibt es diese ungünstige Konstellation nun schon, und es waren 10 erbarmungslose Jahre voller Schmerz & Leid. Und wie es sich für ein würdiges Konstanz-Jubiläum gehört, schiessen sie mit dieser Folge wieder ganz unten rein. Obwohl die Story (von einem Bubenmord, der exakt so passiert, wie eine schon vor langer Zeit geklärte Tat) gar nicht so schlecht klingen würde, kann ich euch einmal mehr ein monströses Bodensee-Debakel garantieren.
Ich habe vor kurzem gelesen, dass im Durchschnitt 23 fertige Drehbücher bei der jeweiligen ARD Station eingereicht und bearbeitet werden müssen, bis eines den hohen Ansprüchen genügt, und dann auch wirklich verfilmt wird! Die Tatortkommission vom Südwestdeutschen Rundfunk musste also 22 noch schlechtere Bücher ertragen, um am Ende diesen Müll produzieren zu können. Stellt euch das mal vor! Absolut unfassbar, was uns hier wieder vor die Füsse gebrochen wird. Alleine, dass es überhaupt ein Script auf Erden geben soll, welches  noch schlechter sein könnte, als dieses, ist wirklich nicht zu glauben. Aber eben, laut Statistik wurden für „Nachtcrap“ 22 noch grottigere Bücher geschrieben! Wer macht so was? Gibt es denn kein Berufsverbot oder so? Das sind doch alles Profis? Irgendjemand muss das doch mal irgendjemandem sagen! Oder schieben die Deutschen dann einfach wieder die ganze Schuld auf uns, weil da ein neuer Schweizer Kommissar auftaucht? Aber wir haben das doch nicht geschrieben. Ich habe damit nichts zu tun! Hilfe. Irgendein überbezahlter Degeto-Kontrolleur bei der ARD muss das doch mal merken. Oder sieht sich das gar keiner an?  Oder wie oder was? Konstanz? Also Entschuldigung, aber mehr gibt es nun wirklich nicht zu sagen.

Erwartungs-Barometer: 1
Die Note danach: 2

Schlechte Folge aus Konstanz = weisser Schimmel.
Aber diese Folge wird wohl noch weisser als ein weisser Schimmel!

0 = ungefähr so viel Erwartung wie vom heutigen „Autor&Regie“-Duett!
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von der heutigen Alternative auf RTL!

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