29. Dezember 2013

Tatort: Borowski und der Engel (Kiel)




Die Tage der letzten Chance - die Tage der letzten Hoffnung

Chance 3 von 6:

Viel gibt es nicht mehr zu schreiben. Ich bin zu nervös. Zu angespannt, um noch grosse Erklärungen abgeben zu können. Dass es so eng werden würde, hätte ich nicht gedacht. Die Lage könnte ernster nicht sein.

--- Kiel! ---

Wer soll mich rausholen, wenn nicht Kiel? Danach folgen eine Katastrophe aus Leipzig und je eine Wundertüte aus Frankfurt (ohne Nina Kunzendorf) und Köln. Ob die zwei letzteren mich retten werden können, wage ich jedoch schwerstens zu bezweifeln. Kiel also muss es richten. Ausgerechnet Kiel. Kiel, welches mich seit ich das Barometer schreibe noch nie enttäuscht hat! Und nun muss ich ausgerechnet diesem Kiel, welches so viel Gutes für uns getan hat, eine solch zentnerschwere Last aufbürden. Dieser unbeschreiblich grosse Druck, endlich mal wieder einen richtig guten Tatort abzuliefern. (Der letzte war übrigens am 12. Mai 2013. Eine sehr lange Zeit. Und es war Kiel.)

Nun, die Story klingt äusserst vielversprechend. Sehr unkonventionell. Eine Zeugin, die bei einem Autounfall helfen wollte, verstrickt sich immer mehr in eine Lügengeschichte, und irgendwann weiss man nicht mehr so genau, was jetzt Realität ist und was sie nur erfindet bzw. ob sie nun eigentlich eine Gute oder eine Böse ist. Oder gar was dazwischen? Ein genial subtiles Drehbuch, hervorragende Schauspieler und ein feines Ende, ist über diese Folge zu lesen. Was will man mehr? „PERFEKT“ schreit es aus jeder Pore meines Körpers! Zudem sei erwähnt, dass der Drehbuchautor bereits „Borowski und die Frau am Fenster“ und „Borowski und der stille Gast“ geschrieben hat. Die Nummer 1 und die Nummer 3 auf meiner BarometerTop10 Liste! Welch unglaubliche Voraussetzungen also, um das Blatt im allerletzten Moment doch noch zu wenden! Und wenn der Regisseur clever genug war, die Sibel vielleicht für einmal ein bisschen ruhig im Hintergrund zu inszenieren, da sie der unsrigen Sprache ja offensichtlich nicht mächtig ist und kein Wort von dem versteht, was sie sagen muss, könnte zum Jahresende die so unglaublich lang ersehnte „richtig gute Folge“ doch noch Tatsache werden. Stellt euch diese Dramatik vor: Der allerletzte Tatort in diesem Jahr rettet mich vor dem endgültigen Totalausstieg. Wahnsinn, was die ARD hier mit uns macht. Ein Drama, welches besser nicht hätte geschrieben werden können. Meine Knie sind weich, meine Hände zittern beim Schreiben. Authentizität pur. Kiel muss es sein!
Warum ich trotzdem so nervös bin? Irgendwie klingt das alles zu perfekt, es ist zu ruhig, fast zu schön um wahr zu sein. Zudem frage ich mich, ob man wirklich drei so gute Drehbücher in Serie abliefern kann? Wenn das tatsächlich möglich wäre, warum würde man nicht einfach nur noch diesen Autor schreiben lassen? Dann gäbe es ja nur noch gute Tatorte. Stellt euch mal vor! Nein, so einfach kann es nicht sein. Gerade bei solchen Scripts besteht auch immer die Gefahr, dass alles etwas zu konstruiert wirken könnte, dass die Story auf zu vielen Zufällen beruhen wird. Das ist heikel und kann schnell mal einen richtig guten Tatort versenken. Sehr schwierig. Aber um ganz ehrlich zu sein, das muss ich jetzt schlicht ignorieren. Ich brauch die „richtig gute Folge“, ich brauche sie dringendst. Jetzt!

Erwartungs Note: 5.5
Die Note danach: 5++

Kurz und knapp: Kiel muss es sein. Danach wird es sauschwer. Ich habe hoch gepokert, zu hoch, habe naiv an das Gute geglaubt, war mir sicher, dass da doch noch irgendwo ein bisschen Liebe zwischen mir und dem Tatort sein muss, oder dass die Macher den eigenen Anspruch, einen guten Tatort zu realisieren, noch nicht ganz verloren haben. Wie immer habe ich doch noch an eine positive Wende geglaubt, auch nach all den Enttäuschungen. Ich bin wohl ein negativ denkender Optimist. Also bitte, bitte liebes Kiel erlöse uns von all dem Schwachsinn und schenke mir eine Tatort-Zukunft!
3. Chance => Borowski sei mein Engel

0 = Ahhhhhh, ihr kennt doch alle das Notensystem.
Was weiss ich. Sage doch, dass ich viel zu nervös bin…

Falls dieser Barometer-Blog nicht euren Vorstellungen entspricht, könnt ihr ihn unter folgendem Link löschen: 

26. Dezember 2013

Tatort: Die Fette Hoppe (Weimar)



Die Tage der letzten Chance - die Tage der letzten Hoffnung.

Chance 2 von 6:

Dass uns ein Tatort-Weihnachts-Special mit zwei rumalbernden MTV-Eselchen nicht aus der endgrundtiefen Misere helfen würde, war ja absolut klar. Also werde ich von diesem Krippen- bzw. Krüppelspiel auch nicht enttäuscht sein. München liess mich hängen, deftig hängen und das tat richtig weh, aber von Weimars Christkindlausgabe erwarte ich ungefähr so viel wie von einem lauwarmen Schluck Apfelpunch ohne Alkohol. Also so, wie Tom und Rich ihn gerne trinken.

Natürlich ist es eine grosse Sache, wenn man sich zwei solche Nummern wie Nora Tschirner und Christian Ulmen angeln kann. Und natürlich sind das bewundernswerte Künstler, das steht doch alles ausser Frage. Die haben sowohl im TV, wie auch im Kino grossartige Dinge gespielt. Oft wurden Ihnen Rollen genau auf den Leib geschrieben. So als süsses Vieraughäschen, war die Nora natürlich zauberhaft, und Ulmen als schräger Vogel war auch immer wieder richtig gut. Aber welcher Teil davon qualifiziert sie nun zu guten Tatort-Ermittlern? Worum geht es den Verantwortlichen eigentlich? Um einen seriösen Tatort, oder einfach nur noch um ein Quoten-Spektakel? Das ist doch völlig absurd! Das Ganze bewegt sich mittlerweile wirklich auf einem Level, der kaum mehr zu ertragen ist. Irgendwelche Städtchen, die nicht der Rede wert sind, Kommissare, die kein Mensch ernst nehmen kann und möglichst viel Geld in bekannte Gesichter investieren, anstatt in ein gutes Drehbuch. Das Schlimme: Es wird immer noch schlimmer! Natürlich steht uns nicht die schlechteste Folge aller Zeiten bevor, aber trotzdem fühlt es sich irgendwie an, als wären wir nun an einer Art Tiefpunkt der bisherigen Tatort-Geschichte angelangt. Der Tatort killt sich selber! Suizid sozusagen. Bzw. eigentlich killen ihn ja die Verantwortlichen. Was für ein toller Fall: Die Leiche ist der „Tatort“ selber. Und wer soll diesen dann bitte noch auflösen? Gottschalk als Nikolaus und Jauch als Knecht Ruprecht? Überraschen würde es mich nicht.

Die Geschichte spielt im Endeffekt also einmal mehr nur noch eine untergeordnete Rolle. Auf dem Weihnachtsmarkt werden ein paar frische Plätzchen geklaut und gleichzeitig wird hinter einem Lebkuchen-Häuschen ein schizophrenes Rentier von einem trisexuellen Engel massiv belästigt oder so. Vielleicht wird auch eine Wurstkönigin entführt und vielleicht ist ja auch die Nora zufälligerweise hochschwanger. Wär ja irgendwie auch eine sehr gelungene Idee zu Weihnachten. Nora gebärt eine Art Jesuskindl und löst nebenher noch einen Mordfall in der Wursterei. Kongenial. Nun, wie auch immer die Story ausgehen wird, der Stern von Bethlehem wird für einmal golden über Weimar leuchten als läge es mitten in Judäa. Deutschland wird diesen Tatort lieben, Deutschland wird dieses Kommissarenpaar vergöttern! Eine Fortsetzung ist beschlossene Sache, für das gelobte Volke ist Weihnachten in einem Jahr also bereits gerettet, während ich mich langsam mit der Tatsache abfinden muss, dass für mich diese Weihnachten zum ganz grossen Tatort Fiasko verkommen könnte. Heute Abend werde wohl ich frierend und heulend, völlig verloren in einem Stall liegen und hoffen, dass die Welt eine bessere werden wird. (Leider nicht dank mir). Spannende Bösewichte wie Herodes gibt es schon lange keine mehr und die wenigen Hirten die mir geblieben sind, haben wohl aus lauter Langweile dieses Drehbuch geschrieben, anstatt sich um ihre Schäfchen zu kümmern.
Schickt mir endlich einen Engel, einen Lichtblick, einer, der uns einen anständigen Tatort herbei verzücken kann. Und wo bleiben eigentlich die heiligen drei Könige, wenn man sie wirklich braucht? Die sind doch angeblich so unglaublich spendabel. Die sollen gefälligst endlich auftauchen, Weihnachten ist ja schon fast vorbei! Sie müssen uns ja weder Weihrauch, Gold, geschweige denn Myrrhe schenken. Wir wollen doch einfach nur einen richtig guten Tatort. Ein Meisterwerk zum Jahresende. Mehr nicht. Also das ist ja bescheidener als der Jesus jemals wahr, und der war angeblich sehr bescheiden.

Erwartungs Note: 3  
Die Note danach: Tja, so als Dienstags-Familien-Komödie auf Sat1 wäre der gar nicht so schlecht gewesen, wirklich gute Schauspieler, aber als seriösen Tatort ist er schlicht nicht zu bewerten. Was soll man da noch sagen? Ich bin am Ende meines Lateins.

Der St. Stephanstag, eigentlich der Gedenktag des Martyriums des heiligen Diakons Stephanus, verkommt nun leider zum Martyrium, des anspruchsvollen Tatort-Zuschauers und könnte für mich das mögliche Ende meiner geliebten Tatort Zeit einläuten. Halefuckingluja!
2. Chance  =>  Mit absoluter Sicherheit vertan!

0 = Ungefähr so viele Erwartungen wie von dem, was vom Tatort noch übrig geblieben ist.
6 = Ungefähr so viele Erwartungen wie von dem, was der Tatort einmal war.

Falls dieser Barometer-Blog nicht euren Vorstellungen entspricht, könnt ihr ihn unter folgendem Link löschen:

22. Dezember 2013

Tatort: Allmächtig (München)




Die Tage der letzten Chance - die Tage der letzten Hoffnung

Chance 1 von 6:

Der Münchener Tatort ist nach wie vor eines meiner Lieblingskinder (wenn er nicht grad von total verrückten Regisseuren zerhackt und verhunzt wird). Ich wiederhole mich oft, aber er hat nun mal eine ziemlich hohe Grundqualität. Natürlich haben auch die bayrischen Drehbücher immer mal wieder deftige Schwächen, aber ansonsten gibt es jeweils kaum was zu bemängeln. Bis in die kleinste Nebenrolle top besetzt, filmisch und technisch immer auf höchstem Deutschen Niveau. Punkt.

Ich habe mir also die diesjährigen Festtage, diese Tage der letzten Chance, ungefähr so vorgestellt:
München lässt zu Beginn meiner Deadline-Periode gleich einen anständigen Kracher von der Stange, wir frohlocken über eine richtig gute Folge (damit meine ich übrigens eine 5.5) und ich kann danach in aller Ruhe und ohne Druck die restlichen fünf Mittelmass-Tatorte geniessen. So war es gedacht, und so wäre das für mich ein äusserst entspanntes und besinnliches Weihnachtsfest geworden.

Aber einmal mehr kommt alles anders. Ausgerechnet jetzt, jetzt da ich die konstant gute Qualität aus München so dringendst benötigen würde, ausgerechnet jetzt lässt mich die Stadt total hängen. Nein, fallen lässt sie mich. Einfach so. Nach all dem, was ich für sie getan habe. Ich war mir absolut sicher, dass nach dem Graf-Debakel wieder eine richtig gute Geschichte folgen wird, ja folgen muss, alleine von der Statistik her. Zwei schlechte Tatorte aus München in Serie, gab es, seit ich dabei bin, noch nie! Ich konnte mich also absolut bedenkenlos auf den Bayrischen Rundfunk verlassen… und nun sowas.

Die Story dreht sich um eine Show im Internet, ohne jegliche moralische Grenzen. Mal wieder eine Medienschelte, an all die Reality und Lokal-TV Formate. Ihr wisst ja selber, wie solche Dinge im Tatort dargestellt werden. Da haben die Feiertage noch nicht einmal begonnen und ich krieg schon den ersten Brechreiz. Wir prangern einmal mehr das grenzdebile Fernsehprogramm von heute an, und merken gar nicht, dass wir uns mit dem Tatort mittlerweile kaum mehr über dem ganzen Restschrott befinden. Und weil der Autor beim Schreiben wohl selber bemerkt hat, dass das filmisch nur sehr schwer umzusetzen sein wird, hat er das Ganze noch in eine Art Himmel und Hölle Geschichte verpackt. Inklusive dem Teufel höchstpersönlich. Da können die Leute im Filmteam noch so professionell arbeiten, bei einem solchen Drehbuch ist garantiert, dass das kein richtig guter Tatort werden wird, bzw. werden kann! Warum ich da so sicher bin? Schaut euch einfach dieses Bild an:



Foto: BR/Bernd Schuller

Erwartungs Note: 4  
Die Note danach: 3.5
 
Und doch. Einzig und alleine der besagten Grundqualität in München ist es zu verdanken, dass das kein komplettes Desaster werden wird.  Bei jeder andern Stadt würde ein solches Drehbuch zum Jahrhundert-Debakel führen. München hingegen wird mit einem höllischen Aufwand und mit letzter Kraft, daraus zumindest noch eine knapp durchschnittliche Folge hin murksen können. Aber ihr wisst es, das reicht nicht annähernd! So war das nicht abgemacht, liebe ARD! Ich habe klar und deutlich gesagt, dass ich einen richtig guten Tatort will! Und ausgerechnet mit München lässt ihr mich nun knallhart fallen. Eigentlich der grosse Hoffnungsträger in den Tagen der letzten Chancen. Geht’s eigentlich noch? Wer soll es denn sonst richten? Es fällt mir unendlich schwer das zu schreiben, aber ich kann nicht anders:  1. Chance => vertan!

0 = Marktplatz im Intranet
6 = Markplatz in Oerlikon

Falls dieser Barometer-Blog nicht euren Vorstellungen entspricht, könnt ihr ihn unter folgendem Link löschen: