Die Tage der letzten Chance - die Tage der letzten
Hoffnung.
Chance 2 von 6:
Dass uns ein Tatort-Weihnachts-Special mit zwei
rumalbernden MTV-Eselchen nicht aus der endgrundtiefen Misere helfen würde, war
ja absolut klar. Also werde ich von diesem Krippen- bzw. Krüppelspiel auch
nicht enttäuscht sein. München liess mich hängen, deftig hängen und das tat
richtig weh, aber von Weimars Christkindlausgabe erwarte ich ungefähr so viel
wie von einem lauwarmen Schluck Apfelpunch ohne Alkohol. Also so, wie Tom und
Rich ihn gerne trinken.
Natürlich ist es eine grosse Sache, wenn man sich zwei
solche Nummern wie Nora Tschirner und Christian Ulmen angeln kann. Und
natürlich sind das bewundernswerte Künstler, das steht doch alles ausser Frage.
Die haben sowohl im TV, wie auch im Kino grossartige Dinge gespielt. Oft wurden
Ihnen Rollen genau auf den Leib geschrieben. So als süsses Vieraughäschen, war
die Nora natürlich zauberhaft, und Ulmen als schräger Vogel war auch immer
wieder richtig gut. Aber welcher Teil davon qualifiziert sie nun zu guten
Tatort-Ermittlern? Worum geht es den Verantwortlichen eigentlich? Um einen
seriösen Tatort, oder einfach nur noch um ein Quoten-Spektakel? Das ist doch
völlig absurd! Das Ganze bewegt sich mittlerweile wirklich auf einem Level, der
kaum mehr zu ertragen ist. Irgendwelche Städtchen, die nicht der Rede wert
sind, Kommissare, die kein Mensch ernst nehmen kann und möglichst viel Geld in
bekannte Gesichter investieren, anstatt in ein gutes Drehbuch. Das Schlimme: Es
wird immer noch schlimmer! Natürlich steht uns nicht die schlechteste Folge
aller Zeiten bevor, aber trotzdem fühlt es sich irgendwie an, als wären wir nun
an einer Art Tiefpunkt der bisherigen Tatort-Geschichte angelangt. Der Tatort
killt sich selber! Suizid sozusagen. Bzw. eigentlich killen ihn ja die
Verantwortlichen. Was für ein toller Fall: Die Leiche ist der „Tatort“ selber.
Und wer soll diesen dann bitte noch auflösen? Gottschalk als Nikolaus und Jauch
als Knecht Ruprecht? Überraschen würde es mich nicht.
Die Geschichte spielt im Endeffekt also einmal mehr nur
noch eine untergeordnete Rolle. Auf dem Weihnachtsmarkt werden ein paar frische
Plätzchen geklaut und gleichzeitig wird hinter einem Lebkuchen-Häuschen ein
schizophrenes Rentier von einem trisexuellen Engel massiv belästigt oder so.
Vielleicht wird auch eine Wurstkönigin entführt und vielleicht ist ja auch die
Nora zufälligerweise hochschwanger. Wär ja irgendwie auch eine sehr gelungene
Idee zu Weihnachten. Nora gebärt eine Art Jesuskindl und löst nebenher noch
einen Mordfall in der Wursterei. Kongenial. Nun, wie auch immer die Story ausgehen
wird, der Stern von Bethlehem wird für einmal golden über Weimar leuchten als
läge es mitten in Judäa. Deutschland wird diesen Tatort lieben, Deutschland
wird dieses Kommissarenpaar vergöttern! Eine Fortsetzung ist beschlossene
Sache, für das gelobte Volke ist Weihnachten in einem Jahr also bereits
gerettet, während ich mich langsam mit der Tatsache abfinden muss, dass für
mich diese Weihnachten zum ganz grossen Tatort Fiasko verkommen könnte. Heute
Abend werde wohl ich frierend und heulend, völlig verloren in einem Stall
liegen und hoffen, dass die Welt eine bessere werden wird. (Leider nicht dank
mir). Spannende Bösewichte wie Herodes gibt es schon lange keine mehr und die
wenigen Hirten die mir geblieben sind, haben wohl aus lauter Langweile dieses Drehbuch
geschrieben, anstatt sich um ihre Schäfchen zu kümmern. 
Schickt mir endlich einen Engel, einen Lichtblick, einer,
der uns einen anständigen Tatort herbei verzücken kann. Und wo bleiben
eigentlich die heiligen drei Könige, wenn man sie wirklich braucht? Die sind
doch angeblich so unglaublich spendabel. Die sollen gefälligst endlich
auftauchen, Weihnachten ist ja schon fast vorbei! Sie müssen uns ja weder
Weihrauch, Gold, geschweige denn Myrrhe schenken. Wir wollen doch einfach nur
einen richtig guten Tatort. Ein Meisterwerk zum Jahresende. Mehr nicht. Also
das ist ja bescheidener als der Jesus jemals wahr, und der war angeblich sehr
bescheiden.
Erwartungs Note: 3   
Die Note danach: Tja, so als Dienstags-Familien-Komödie auf
Sat1 wäre der gar nicht so schlecht gewesen, wirklich gute Schauspieler, aber als seriösen Tatort ist er schlicht nicht zu bewerten. Was soll man da noch sagen? Ich bin am Ende meines Lateins.
Der St. Stephanstag, eigentlich der Gedenktag des
Martyriums des heiligen Diakons Stephanus, verkommt nun leider zum Martyrium,
des anspruchsvollen Tatort-Zuschauers und könnte für mich das mögliche Ende
meiner geliebten Tatort Zeit einläuten. Halefuckingluja!
2. Chance  =>  Mit absoluter Sicherheit
vertan! 
0 = Ungefähr so viele Erwartungen wie von dem, was vom
Tatort noch übrig geblieben ist.
6 = Ungefähr so viele Erwartungen wie von dem, was der
Tatort einmal war.
Falls dieser Barometer-Blog nicht euren Vorstellungen
entspricht, könnt ihr ihn unter folgendem Link löschen:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen