Meine Fresse, was wird das wieder für ein
Kasperletheater, bzw. was für eine Zirkusnummer? Was ist eigentlich los? Wann und
wo sind wir eigentlich von unserem Weg abgekommen? Was ist aus dem guten alten
Tatort geworden?
Ok, ich gebe zu, der Stuttgarter letzten Sonntag hatte
seine guten Momente, er hatte seine Highlights. Aber er hatte eben auch wieder
massive Schwächen. Zumindest aber wurde endlich mal wieder etwas intensiver
über eine Folge geredet. Ich hatte doch einige Rückmeldungen. Die Meinungen
hätten verschiedener nicht sein können. Von richtig gut bis unterste Kanüle.
Tja, für mich lag die Wahrheit mal wieder irgendwo dazwischen. 
Jetzt aber kommt Wiesbaden. Wiesbaden, ein äusserst rares
Gut, könnte man meinen. Vom Kommissar Murot und seinem Hirntumor gab es bisher
erst zwei Folgen, eine davon sogar noch vor der Zeit des Barometers. „Wie einst
Lilly“ und „Das Dorf“, die klangvollen Namen. Beide eine absolute Katastrophe.
Es gibt sogar einen äusserst fundierten Tatort-Kritik-Blog, der in seinem
Wertungssystem „Wie einst Lilly“ als schlechtestes Beispiel aller Tatorte
wertet. Also ich bin nicht der Einzige, dem diese Folgen nicht so zusagten. 
Nun, die gute Nachricht gleich zum Anfang. Der Tumor ist
weg. Die schlechte, das spielt überhaupt keine Rolle. Die Geschichte wird genau
so absurd, ob der Murot nun ein Tumor im Kopf hat oder nicht. Versteht mich ja
nicht falsch. Ich bin ein Fan von Skurrilem, ich liebe konfuse Geschichten,
aber sie müssen funktionieren. Ich habe Theaterstücke gesehen, die hätten
absurder nicht sein können, und ich war begeistert, aber das heisst noch lange
nicht, dass das auch in Filmen so funktioniert. Es braucht schon auch eine gute
Story in einem Drehbuch. Und ob die gut sein wird?
Kommissar Murot lädt nach erfolgreicher Operation seine
Gehilfin Wächter nach Fulda in den Zirkus ein. Da passieren komische Dinge,
komische Leute verschwinden und noch komischere bleiben. Da zufälligerweise der
Zirkus-Pianist seine Hand bricht, springt Murot als
Undercover-Ersatz-Klavierspieler ein. Und so werden wir einen ungewöhnlichen
Fall in einer ungewöhnlichen Umgebung zu sehen kriegen. Viel mehr gibt es zur Geschichte
gar nicht zu sagen. Ulrich Tukur, ein ganz grosser deutscher Schauspieler, hat
als Tatort Kommissar mit der Bedingung unterschrieben, dass er die Figur selber
mitentwickeln kann, und dass mit jeder Folge Grenzen ausgetestet werden, dass
man sich weit weg vom Mainstream Halli Galli aus Münster bewegen wird. Alles
eigentlich äusserst lobenswert, äusserst spannend. Genau das was ich eigentlich
mag. Wiesbaden riskiert mit seinen seltenen Folgen wirklich einiges, das ist
ihnen hoch anzurechnen. Ich bin mir sicher, dass dieser Tatort seine skurrilen
Highlights haben wird, und dass wir wunderbar schräge Bilder aus einem
heruntergekommenen Zirkus, in einem faszinierenden Ambiente zu sehen kriegen
werden. Aber das reicht einfach nicht mehr. Auch dieser wird als Gesamtwerk
nicht wirklich funktionieren, geschweige denn beglücken. Denn seit dem Tatort
aus München, von Dominik Graf, wissen wir ja, dass man nicht einfach paar
absurde Ideen in einen Fleischwolf schmeissen kann und dann ein guter Tatort
rausgewurstet wird. Der anspruchsvolle Barometer-Leser, fällt auf sowas einfach
nicht mehr rein. 
Erwartungs Note: Ob nun 3.5, 4 oder 4.5 ist doch
mittlerweile wirklich irgendwie egal.
Die Note danach: Meine Fresse, am Schluss ist es
mal wieder ein Kriegsverbrecher. Ob nun 3.5, 4 oder 4.5 ist doch mittlerweile
wirklich irgendwie egal.
Nehmen wir diese Zirkusnummer also noch mit, geniessen
die schrägen Ideen und gönnen uns danach einen Sonntag Pause, damit wir für die
Feiertage so richtig geladen sein werden! Wer ein regelmässiger Tatort-Schauer
ist, der weiss ja von den letzten Festtagen, dass auch die ARD jeweils gehörig
mitfeiert, und die Fans zu Weihnachten und zum neuen Jahr oft mit
Jahresbestfolgen beschert. Dieses Mal bieten sie uns München, die einmalige
Kiste aus Weimar, Kiel, Leipzig und zu guter Letzt mit Frankfurt und Köln
gleich zwei Folgen an einem Tag (Sonntag 5. Januar 2014)! Ich habe mich noch
mit keinem dieser Tatorte beschäftigt, aber für mich steht eines fest: 
Wenn nicht mindestens eine dieser Folgen eine richtig
gute sein wird, ich meine eine RICHTIG GUTE, wenn also nicht mindestens einer
dieser Tatorte mich mal wieder zufrieden in die stille Nacht entlassen werden
wird, dann werde ich diesem Format im neuen Jahr den Rücken kehren. Ich habe
wirklich keine Lust mehr, mich mit solch elendem Mittelmass zu befassen.
Mittelmass bin ich selber, dafür muss ich nicht auch noch jeden Sonntag 90
Minuten verschenken. Da lese ich lieber ein spannendes Buch. Ja, eine richtig
gute Folge muss es sein! Denn sind wir mal ehrlich, wenn sie nicht einmal mehr
einen richtig guten Tatort hinkriegen, macht doch die Suche nach dem perfekten
überhaupt keinen Sinn. Da müsste ich mir vielleicht wirklich einfach
eingestehen, dass ich den Tatort nicht mehr mag. Kann ja auch sein. Vor einem
Jahr habe ich die Festtage zu den Tatort-Festspielen erklärt. Dieses Jahr
werden sie die „Tage, der letzten Chance“. Also liebe ARD, ihr habt ab dem 22.
Dezember genau 6 Chancen eine richtig gute Folge abzuliefern. Falls ihr das
nicht hinkriegen werdet, müsst ihr damit leben, dass ihr einen Zuschauer
weniger haben werdet, und dass ihr auch keine genialen Tipps mehr im Barometer
nachlesen werden könnt. Ich weiss, das wird euch vom Ersten knallhart treffen.
Ihr könnt euch also selber lieb sein! 
„Die Tage der sechs letzten Chancen!!!“ 
0 = Sprechgesang aus Berlin
6 = Sprechgesang aus Hamburg und aus Stuttgart 
(Sorry lieber Kriminaltango, für einmal kann und will ich
mich da weder entscheiden noch festlegen. Beide haben ihre grossen Köpfe, und
damit meine ich weder die Fanta 4 noch die fetten Brote).
Falls dieser Barometer-Blog nicht euren Vorstellungen
entspricht, könnt ihr ihn unter folgendem Link löschen: 
3 Kommentare:
"Das Dorf" war genial, begreifen Sie das doch endlich!!!
Mmmmhhhmmmm, insbesondere die Schlussszene war kongenial:
"Alter Hesse! Murot hat die Ärztin ausgetrickst. Als er zwischenzeitlich einmal halbwegs zurechnungsfähig war, hat er im Medizinschränkchen zwei Flaschen ausgetauscht. Deshalb ist er weder tot noch betäubt, sondern quicklebendig und springt von seinem Schragen auf."
Aber ja, ich habe ja schon damals im Barometer geschrieben: "Und ich bin mir sicher, dass der Eine oder Andere durchaus grossen Gefallen an dieser Geschichte finden werden wird."
Ich glaube sogar, dass „Das Dorf“ ein wahres Meisterwerk ist, mir war es wohl einfach zu hoch. Aber unter den echten Filmkritikern (so die ganz richtigen), unter denen befinden Sie sich in allerbester Gesellschaft.
"Das ist mit Abstand das Beste, was der „Tatort“ jemals hervorgebracht hat. „Das Dorf“ war kein Krimi mit Schablonen, sondern eine intelligente und witzige Zitatesammlung bei den Großen des Kriminalkinos. Ein bisschen arg eklektisch, aber dennoch: Chapeau!" (Focus)
Tja, mir ist das alles irgendwie zu eklektisch…. Herzliche Grüsse, das Barometer
Neeeeein, nicht aufhören liebes Barometer !!
Wäre jammerschade, oder besser gesagt "ein Jammer" der übelsten Sorte...
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