Die Tage der letzten Chance - die Tage der letzten
Hoffnung
Chance 1 von 6:
Der Münchener Tatort ist nach wie vor eines meiner Lieblingskinder
(wenn er nicht grad von total verrückten Regisseuren zerhackt und verhunzt
wird). Ich wiederhole mich oft, aber er hat nun mal eine ziemlich hohe
Grundqualität. Natürlich haben auch die bayrischen Drehbücher immer mal wieder
deftige Schwächen, aber ansonsten gibt es jeweils kaum was zu bemängeln. Bis in
die kleinste Nebenrolle top besetzt, filmisch und technisch immer auf höchstem
Deutschen Niveau. Punkt.
Ich habe mir also die diesjährigen Festtage, diese Tage
der letzten Chance, ungefähr so vorgestellt:
München lässt zu Beginn meiner Deadline-Periode gleich
einen anständigen Kracher von der Stange, wir frohlocken über eine richtig gute
Folge (damit meine ich übrigens eine 5.5) und ich kann danach in aller Ruhe und
ohne Druck die restlichen fünf Mittelmass-Tatorte geniessen. So war es gedacht,
und so wäre das für mich ein äusserst entspanntes und besinnliches
Weihnachtsfest geworden. 
Aber einmal mehr kommt alles anders. Ausgerechnet jetzt,
jetzt da ich die konstant gute Qualität aus München so dringendst benötigen
würde, ausgerechnet jetzt lässt mich die Stadt total hängen. Nein, fallen lässt
sie mich. Einfach so. Nach all dem, was ich für sie getan habe. Ich war mir
absolut sicher, dass nach dem Graf-Debakel wieder eine richtig gute Geschichte
folgen wird, ja folgen muss, alleine von der Statistik her. Zwei schlechte
Tatorte aus München in Serie, gab es, seit ich dabei bin, noch nie! Ich konnte
mich also absolut bedenkenlos auf den Bayrischen Rundfunk verlassen… und nun
sowas. 
Die Story dreht sich um eine Show im Internet, ohne
jegliche moralische Grenzen. Mal wieder eine Medienschelte, an all die Reality
und Lokal-TV Formate. Ihr wisst ja selber, wie solche Dinge im Tatort
dargestellt werden. Da haben die Feiertage noch nicht einmal begonnen und ich
krieg schon den ersten Brechreiz. Wir prangern einmal mehr das grenzdebile
Fernsehprogramm von heute an, und merken gar nicht, dass wir uns mit dem Tatort
mittlerweile kaum mehr über dem ganzen Restschrott befinden. Und weil der Autor
beim Schreiben wohl selber bemerkt hat, dass das filmisch nur sehr schwer
umzusetzen sein wird, hat er das Ganze noch in eine Art Himmel und Hölle
Geschichte verpackt. Inklusive dem Teufel höchstpersönlich. Da können die Leute
im Filmteam noch so professionell arbeiten, bei einem solchen Drehbuch ist
garantiert, dass das kein richtig guter Tatort werden wird, bzw. werden kann!
Warum ich da so sicher bin? Schaut euch einfach dieses Bild an:
Foto: BR/Bernd Schuller
 
 
Falls dieser Barometer-Blog nicht euren
Vorstellungen entspricht, könnt ihr ihn unter folgendem Link löschen:
Erwartungs Note: 4   
Die Note danach: 3.5
Und doch. Einzig und alleine der besagten Grundqualität
in München ist es zu verdanken, dass das kein komplettes Desaster werden
wird.  Bei jeder andern Stadt würde ein solches Drehbuch zum
Jahrhundert-Debakel führen. München hingegen wird mit einem höllischen Aufwand
und mit letzter Kraft, daraus zumindest noch eine knapp durchschnittliche Folge
hin murksen können. Aber ihr wisst es, das reicht nicht annähernd! So war das
nicht abgemacht, liebe ARD! Ich habe klar und deutlich gesagt, dass ich einen
richtig guten Tatort will! Und ausgerechnet mit München lässt ihr mich nun
knallhart fallen. Eigentlich der grosse Hoffnungsträger in den Tagen der
letzten Chancen. Geht’s eigentlich noch? Wer soll es denn sonst richten? Es
fällt mir unendlich schwer das zu schreiben, aber ich kann nicht anders: 
1. Chance => vertan!
0 = Marktplatz im Intranet
6 = Markplatz in Oerlikon

2 Kommentare:
Was ist nur mit dem Tatort los? Die letzte gute Folge, ich kann mich nicht mehr errinnern...
Ich hoffe Christian Ulmen holt wieder mal die Kastanien aus dem Feuer!
Hoffe lieber nicht zu sehr...
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