18. Januar 2015

Tatort: Die Sonne stirbt wie ein Tier (Ludwigshafen)



Die Sonne stirbt wie ein Tier? WTF? Die Sonne stirbt, wsss? Das Einzige was hier endlich sterben sollte ist der Tatort aus Ludwigshafen. Oder besser gleich jeder Tatort auf diesem tiersterbenden Niveau. Die Sonne scheint im Barometer jedenfalls schon lange, lange nicht mehr. Mittlerweile bin ich ein kleines, flennendes und verlorenes Häufchen Elend. Alle scheinen irgendwie zufrieden mit dieser Art von Leben, während ich mich beschissen fühle. Das also nennt man eine Tatort-Depression. Ich komm da irgendwie nicht mehr raus. Während die Welt frohlockt, schiebe ich die Krise. So ungefähr muss sich ein Geisterfahrer missverstanden fühlen. Bei jedem einzelnen Wagen, der ihm entgegenkommt, von Neuem.
Ich weiss, viele fanden München, Weimar, Wien und nun natürlich Dortmund ganz famose. Natürlich waren die alle irgendwie okay, aber doch nicht wirklich gut. Meine Fresse, was sind das mittlerweile für niedrige Ansprüche, wenn man so was richtig gut findet? Sind wir so tief gesunken? Die Quoten waren toll, die Kritiken noch viel besser, ganz Tatorthausen feiert seinen Krimi, auch meine geschätzte Leserschaft. Ich jedoch bin sichtlich angezählt und kann meine Enttäuschung einmal mehr nicht verbergen. Von Authentizität absolut keine Spur! Mein Realitäts- und Glaubwürdigkeitsfanatismus zerstört mir die Freude an solch mittelmässigen Ausgaben. Ich muss mir endlich eingestehen, dass der Anspruch, welcher ich an einen Tatort (und irgendwie auch an die Welt) habe, schlicht zu hoch ist. Und was noch viel, viel schlimmer ist: Das Barometer schreibt mittlerweile komplett an seiner Leserschaft vorbei. Da ist sie, die eigentlich Katastrophe.

Und so wurde ich wieder gefragt, warum ich eigentlich den Tatort noch schaue, wenn ich doch mit keiner Folge mehr zufrieden bin. Liebe Kritiker der Tatort-Kritik. Es ist die Liebe! Ich liebe den Tatort. Ich bin so streng, weil ich ihn so innig liebe. Was will ich andere Dinge kritisieren, die mich nur halb so interessieren? Tatort ist für mich Leidenschaft pur. Und es schmerzt mich einfach zu sehr, wenn aus guten Ideen nicht das Maximum herausgeholt wird. Es bräuchte noch nicht einmal Fachwissen, sondern nur etwas gesunden Menschenverstand, um aus akzeptablen Tatorten richtig gute zu machen, oder wie im heutigen Fall aus miserablen Tatorten zumindest akzeptable. Es bräuchte so wenig. Und so wird das Barometer kämpfen, bis wir Zuschauer das bekommen, was wir eigentlich verdienen. Und zwar Tatorte, welche ihr Potential ausschöpfen. Tatorte, die wirklich gut sind. Sonntag für Sonntag! Irgendwie scheint das meine wahre Mission zu sein. Was bringt uns ein perfekter Tatort, wenn der ganze Rest Müll ist? Nein, die Perfektion ist doch völlig unrealistisch, da ich mittlerweile bereits am Anspruch „einen guten Tatort zu sehen“ meistens kläglich scheitere. Mein wahrer Kampf gilt doch eigentlich der Tilgung des Dilettantismus im Tatort (und auf der Welt) und nicht dem Erreichen der Perfektion.
Und siehe da, die Beharrlichkeit des Barometers zeigt nach drei Jahren nun endlich erste positive Auswirkungen. Der SWR stellt den Konstanz-Tatort ein und die Teenies aus Erfurt haben nach nur zwei Folgen schon genug von diesen jämmerlichen Drehbüchern und kündigten gleich selber. Das muss man sich erst mal vorstellen. Als unbekannter Schauspieler mit unter 30 bereits in der Tatort-Königsliga, aber lieber keinen Job, als sich mit solchen Scripts vor allen Freunden zu blamieren. Krass. Verdient meinen höchsten Respekt! Tja. Bei der ARD wird natürlich niemals jemand zugeben, dass diese Säuberung auch mit dem Barometer zu tun hat, aber insgeheim weiss ich, dass wir alle einen grossen Anteil an diesem Erfolg haben. Zwei der vier Tatort-Krebsgeschwüre sind also weg, und bis ich nicht auch noch Saarbrücken und eben diesen Ludwigshafen zu Fall gebracht habe, werde ich weiterkämpfen müssen. Das ist mein wahrer Auftrag!
Das Barometer also killt die schlechten Tatorte und nicht, die Tiere killen die Sonne. Oder wsss? Das muss auch wieder eine Granate werden:

„In der Nähe von Ludwigshafen treibt seit ein paar Wochen ein Pferderipper sein Unwesen. Mehrere Tiere sind ihm schon zum Opfer gefallen. Ebenfalls dort auf dem Land macht Lena Odenthal nach ihrem Burnout gerade eine Reha (judihuiiii, so ein Zufall aber auch). Die Dorfpolizei bittet sie um Hilfe, da natürlich nicht nur Rösslis geschlachtet werden.“

Also die Geschichte klingt wirklich hufgeiler als der Satchmo in Peking daher kam. Ein Mörder im Rösseler-Milieu. Ich könnte laut wiehern, ob all der Freude. Und das alles auch noch gespickt mit meinem absoluten Lieblingskommissaren Lena als süsses Sünneli und Galopper als wildes Tier! Es ist zum Verzweifeln.
Erschreckenderweise hat dieser Tatort auch noch ziemlich gute Kritiken. Soll einer der besseren aus Ludwigshafen werden...?!? Na wie auch immer. Scheisse bleibt auch mit bisschen Goldstaub oben drauf Scheisse. Würde trotzdem keiner fressen. So einfach ist des.
Ludwigshafen ist und bleibt ein typisches Beispiel, wie man einen Tatort mal für mal verkacken kann. (Es geht auch anders rum, das werden wir zum Glück sehr bald erfahren).

Erwartungs-Barometer: 2.5

Da dieses Barometer auch von einem Leser gelesen wird, der in den USA weilt, wurde die hier folgende Zusammenfassung von der MPAA leider mit NC-17* zensiert.
(*Rated NC-17: No one 17 and under admitted. Clearly adult. Children are not admitted.)

(Hiermit bestätige ich, dass ich über 17 Jahre alt und für die Zeilen, die ich lese selber verantwortlich bin. Ich habe verstanden, dass ich egal, was nun kommt, keinen Anspruch auf Entschädigung habe und ich akzeptiere die Tatsache, dass ich das Barometer in keiner Art und Weise verklagen darf.)

- I am not yet 17 years old
(Hiermit bestätige ich, dass ich noch nicht 17 Jahre alt bin und somit nur die zensierte Version der Zusammenfassung sehen darf.)


0 = Rösseler in Süddeutschland
6 = Rösseler in der Ostschweiz

Die Note danach: Go fuck yourself Ludwigshafen! 
...oder wie der Tatort gleich selber sagte: Zur Mitte, zur Titte, zum Sack, zack, zack! 

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1 Kommentar:

Don Cavallo hat gesagt…

Schade, wenn auch wenig verwunderlich, dass die werte Kollegin Odenthal die hohen Erwartungen des Barometers nicht hat toppen können. Ein Chapeau dafür dem Barometer für die hohe persönliche Hingabe, welcher der jüngsten Prognose zugrunde lag. Endlich hat sich die jahrelange Treue zum Abonnement des Pferdemagazins St. Georg auf für die Arbeit an der Kolumne ausbezahlt!

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