7. Oktober 2017

Tatort: Hardcore (München)


Noch immer habe ich die Enttäuschung von letzter Woche nicht überwunden. Selten im Leben habe ich mich so vertan. Glaubte wirklich, dass dieser Tatort aus dem Schwarzwald was Spezielles werden könnte. Aber die erwartete Authentizität war offensichtlich nur das verträumte Wunsch-Luftschloss eines naiven Barometers. Auch wenn es unheimlich schwierig sein mag, ein solch deftiges Drama mit totem Kind und verschwundenem Kind umzusetzen, so erwarte ich von gestandenen Filmprofis halt doch, dass sie das einigermassen glaubwürdig hinkriegen können.
Tja, und nun kommt München. Die unbestrittene Klasse von Batic und Leitmayr wäre eigentlich genau das Richtige um das Barometer wieder auf positive Gedanken bringen zu können. Ob das jedoch mit einem Tatort im Pornobusiness geschehen wird, ist äusserst fraglich. Natürlich wollen die Autoren in erster Linie die Pornoindustrie anprangern, es soll ein sehr kritischer Blick in dieses Milieu werden, ich jedoch hege meine Zweifel ob den guten Absichten. Unter dem Strich steckt in einem solchen Thema erst einmal viel, viel Provokation, und das wissen auch die Filmemacher. Provokation, die man in München gut gebrauchen kann, da die Kommissare in der letzten Zeit doch etwas ausgebrannt wirkten. Aber so? Hat das ein qualitativ so hochstehendes Tatort-Team wirklich nötig?
Und so gerne ich auch positiv optimistisch bleiben möchte, so sehr weiss ich eben auch, dass der Tatort mit solch pseudo-moralischen Themen immer wieder seine grosse Mühe hat. Anstatt die Sache kontrovers und vielschichtig anzugehen, endet es meistens in einer relativ stumpfen Geschichte voller Klischees und viel zu einfach gezeichneten Figuren.
Wie Ayoma einmal schön sagte: „Mir ist das dann einfach zu anal-banal.“

Erwartungs-Barometer: 4

Den Münchnern ist es wahrscheinlich a bissl langweilig geworden. Und da man die Geschichten über Nazis, die DDR und die Flüchtlinge nun wirklich bis zum Letzten ausgepresst hat, muss halt die längst vergessene Porno-Industrie für einen „Mini-Skandal“ hinhalten. Das haben sie aber fein beim Theater abgekupfert. Und anstatt das Barometer gleich wieder auf den Optimismus-Pfad zu führen, bröckelt mit solchen Folgen mein positives Denken nach und nach. Zu sehr habe ich in letzter Zeit vertraut. Zu sehr schmerzt die Enttäuschung. Zu sehr schmerzt es, wenn man seine eigene Naivität erkennt.

1 = Missbrauchtes Vertrauern
6 = Das Karma braucht halt seine Zeit, ich gebe die Hoffnung noch nicht auf...

Die Note danach: 5 (...dank tiefen Erwartungen!)
Irgendwie hat das Barometer a bissl den Instinkt verloren. Dabei hätte es nur auf sich selber hören sollen. Immer wieder predigte es, dass München stark genug ist um aus jedem Thema eine 5 zu machen. Und genau so ist es noch immer. Mag sein, dass die Figuren tatsächlich sehr simpel gezeichnet waren, aber mit solchen Schauspielern, mit diesen Kommissaren und mit solchen Dialogen, lässt sich auch aus einer äusserst dünnen Story einen guten Tatort drehen.
Zum zweiten Mal in Folge also lag das Barometer völlig daneben. Nur dieses Mal genau umgekehrt. Und so lässt sich nach einer Fehleinschätzung natürlich wesentlich besser schlafen gehen. Man lerne: Pessimismus hat also doch auch sein Gutes... Das Karma ist zurück!


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