15. Oktober 2017

Tatort: Der rote Schatten (Stuttgart)


Bisher dachte ich ja, dass Frauen vor allem des Geldes wegen Pornos drehen. Seit letztem Sonntag weiss ich nun aber, dass sie es machen, weil sie es wirklich wollen. Sie finden es geil. Erstaunlich, diese Ansicht als milieu-kritisch zu verkaufen... hhmmmm.
Flache Figuren und ein sehr plumpes Drehbuch also, und doch hat mich München unterhalten. Es sind die Schauspieler und die Dialoge, die mich positiv gestimmt haben. Vielleicht weil das Barometer halt selber genau so plump und flach daherkommt. Und so bin ich nach meiner grossen Schwarzwälder Enttäuschung früher als erwartet wieder auf meine Optimismus-Schiene zurückgekehrt.

Ein guter Monat ist es her, als ich Stuttgart für seinen Mut lobte, ungewöhnliche Tatorte zu drehen. Und während uns allen der Stau bestimmt noch präsent ist, setzen sie bereits zum nächsten Angriff auf eine richtig gute Folge an.
Stuttgart wagt sich an das heikle Thema RAF. Auch das hatten wir lange nicht mehr, kann also durchaus mal wieder aufgegriffen werden.

„In der Nacht zum 18. Oktober 1977, nach Befreiung der Lufthansa-Maschine "Landshut" in Mogadischu und der Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer, fand der sogenannte Deutsche Herbst seine Zuspitzung in der "Todesnacht von Stammheim", in der Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in ihren Gefängniszellen den Tod fanden und Irmgard Möller sich lebensgefährlich verletzte. Diese historische Situation, die sich in diesem Herbst zum 40. Mal jährt, bildet den Hintergrund für Dominik Grafs Stuttgarter "Tatort: Der rote Schatten". Die langen Schatten jener Nacht und des Kampfs gegen den RAF-Terrorismus reichen in dem Tatort bis in die Gegenwart.“
Pressetext ARD

Fakten vermischen sich mit Fiktion. Das Paradies für Autorinnen und Autoren. Inszeniert wurde das Ganze von Dominik Graf. Der hochgelobte Superstar der deutschen Regie-Guide. Alle jubeln sie über seine Werke, nur das Barometer konnte diesen Hype nie so ganz verstehen. Ganz nüchtern, ohne Neid und ohne Barometer-Übertreibung, mir ist es ein Rätsel, warum seine Filme so gefeiert werden.
Aber egal. Stuttgart hat mittlerweile eines der besten Kommissaren-Duos der Welt und dampft drehbuch-technisch weiterhin „volle Pulle“ in das Risiko. Natürlich kann das in die Hosen gehen, zum Beispiel wenn die Szenen wie im Stau von einem Laien-Ensemble gespielt und inszeniert werden. Das aber verzeihen wir doch gerne bei so viel Courage und Kreativität. Genau so mag ich den Tatort und genau so freue ich mich auf den Sonntagabend.

Erwartungs-Barometer: 5

Eigentlich wollte ich fast eine 5.5 hinschreiben. Aber die Erfahrung sagt mir, dass ich nach einer grossen Enttäuschung, jeweils nicht grad wieder völlig euphorisch reinschiessen sollte. Wird sonst noch schwieriger für ambivalente Zustände.
Die Ausgangslage heute klingt aber wirklich sehr vielversprechend und wer weiss, vielleicht lernt nun auch das Barometer das grosse grafsche Können endlich zu schätzen. Fände ich genial.

1 = Bla bla bla
6 = Der Herbst

Die Note danach: 5
Ein typischer Dominik gRAF Film, und einmal mehr ist mir klar, warum er mich nicht wirklich überzeugen kann. Seine wilde und spezielle Art wäre eigentlich ganz erfrischend, aber sie ist für mich zu aufgesetzt. Ich glaube ihm nicht, es wirkt so unecht. Auch sonnenklar, dass man in der ersten Minute schon die Brüste der Staatsanwältin sehen musste. So typisch. Er ist so bemüht provokativ, so „ich wäre gern eine Art Tarantino des deutschen Films“. Aber das ist er nicht. Absolut nicht.
Gut, wie oft gesagt, viel wahrscheinlicher ist, dass das Barometer einfach zu flach und zu plump denkt für so unendlich hohe Filmkunst.
Aber ganz egal, diese Folge war lange spannend und hat für mich besser funktioniert als seine bisherigen Tatorte. Insofern kann ich mich zumindest endlich wieder auf meine Prognosen verlassen.


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