29. Oktober 2017

Tatort: Fürchte dich (Frankfurt)


Prinzipiell ist der Tatort ja ein Krimi. Und prinzipiell sollte ein Krimi irgendwie realistisch daherkommen. Bzw. vielleicht nicht total realistisch, aber zumindest glaubwürdig. Und die meisten Tatorte wollen ja auch glaubwürdig sein. Aus diesen Fakten ergeben sich folgende Barometerkategorien:

Es gibt die Tatorte, die glaubwürdig sein wollen, und die auch glaubwürdig daherkommen. Das ist gut.

Es gibt Tatorte, die glaubwürdig sein wollen, es aber leider aufgrund verschiedener Ursachen nicht sind. Wie z.B. die Folge aus Bremen letzten Sonntag. Das ist weniger gut.

Es gibt Tatorte, die glaubwürdig sein wollen, es aber absolut nicht sind. In keiner Art und Weise. Wie z.B. die meisten Folgen aus Ludwigshafen. Das ist gar nicht gut.

Es gibt Tatorte, die wollen relativ glaubwürdig sein, gleichzeitig möchten sie aber sehr lustig daherkommen. Wie z.B. die Folgen aus Münster und Saarbrücken. Das ist auch gar nicht gut und tragischerweise nicht einmal lustig.

Und zu guter Letzt gibt es diese Tatorte, die von Anfang an weder realistisch, noch glaubwürdig sein wollen, weil sie eigentlich gar keine richtigen Tatorte mehr sind. Viel eher sind sie eine Art Märchen oder ein Theaterstück. Das kann unter Umständen wieder sehr gut sein.
So sind beispielweise die Folgen aus Weimar für das Barometer jeweils ein grosses Vergnügen und in diese Kategorie gehört nicht zuletzt auch der vielleicht beste Tatort aller Zeiten, „Im Schmerz geboren“ aus Wiesbaden.

Und ein solcher „unglaubwürdig - aber das ist gewollt“-Krimi wird wohl auch dieser aus Frankfurt sein. Ich mag den Tatort mit Frau Janneke und Theatergott Brix ganz gerne, aber während Frankfurt mit den früheren Teams jeweils klar in die Top-Liga „realistisch gedacht und auch realistisch realisiert“ gehörte, und damit das Barometer immer mal wieder verzücken konnte, weiss ich beim jetzigen Team noch nicht so genau, wo ich es einordnen soll. Diese Zuordnungs-Frage stellt sich nun aber für einmal definitiv nicht.

Schauplatz ist das Haus, in welchem Kommissar Brix wohnt. Ein geheimnisvoller Mann huscht durch den Garten und wird von glitschigen Geisterhänden verfolgt, während auf dem Dachboden eine Kinderleiche auftaucht. Ermittelt wird also im übernatürlichen Bereich. Uuiuiuiu. Geisterfilm-Tatort. Es spukt und fröstelt und tut gefürchig.

Erwartungs-Barometer: 5 (zumindest für Horrorfilm-Fans)

In Frankfurt also bricht das Grusel-Fieber aus, und das ausgerechnet im Haus vom Kommissar. Hmmm. Glaubwürdig oder gar realistisch scheint da also gar nix zu werden, aber eben, die Kategorie heisst ja auch, „das will gar niemand“. Insofern erwartet uns bestimmt ein einigermassen interessantes Experiment. Kein glaubwürdiges und schon gar kein tatortiges, aber ein spannendes. Warum nicht? Ich bin zwar überhaupt kein Fan von diesem Genre, aber dem Team aus Frankfurt traue ich zu, dass sie durchaus einen Zugang zu diesem Thema finden, der nicht einfach nur blöde ist. Huhuuhuhuh.

1 = Unrealistische Realität
6 = Realistische Unrealität

Die Note danach: Ja, irgendwie okay. Kann man so machen.
Schon sehr schwierig diese Folge zu bewerten. Als was auch? Tatort? Horrorfilm? Oder sonst was?
Für die ARD jedoch scheint mit diesem Tatort die Schmergrenze der Experimente (also meiner letzten Kategorie) definitiv erreicht:
http://www.spiegel.de/kultur/tv/tatort-ard-will-nur-noch-zwei-experimente-im-jahr-a-1175281.html





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