Prinzipiell ist der Tatort ja ein Krimi. Und prinzipiell
sollte ein Krimi irgendwie realistisch daherkommen. Bzw. vielleicht nicht total
realistisch, aber zumindest glaubwürdig. Und die meisten Tatorte wollen ja auch
glaubwürdig sein. Aus diesen Fakten ergeben sich folgende Barometerkategorien:
Es gibt die Tatorte, die glaubwürdig sein wollen, und die
auch glaubwürdig daherkommen. Das ist gut.
Es gibt Tatorte, die glaubwürdig sein wollen, es aber
leider aufgrund verschiedener Ursachen nicht sind. Wie z.B. die Folge aus
Bremen letzten Sonntag. Das ist weniger gut.
Es gibt Tatorte, die glaubwürdig sein wollen, es aber
absolut nicht sind. In keiner Art und Weise. Wie z.B. die meisten Folgen aus
Ludwigshafen. Das ist gar nicht gut.
Es gibt Tatorte, die wollen relativ glaubwürdig sein,
gleichzeitig möchten sie aber sehr lustig daherkommen. Wie z.B. die Folgen aus
Münster und Saarbrücken. Das ist auch gar nicht gut und tragischerweise nicht
einmal lustig.
Und zu guter Letzt gibt es diese Tatorte, die von Anfang
an weder realistisch, noch glaubwürdig sein wollen, weil sie eigentlich gar
keine richtigen Tatorte mehr sind. Viel eher sind sie eine Art Märchen oder ein
Theaterstück. Das kann unter Umständen wieder sehr gut sein. 
So sind beispielweise die Folgen aus Weimar für das
Barometer jeweils ein grosses Vergnügen und in diese Kategorie gehört nicht
zuletzt auch der vielleicht beste Tatort aller Zeiten, „Im Schmerz geboren“ aus
Wiesbaden. 
Und ein solcher „unglaubwürdig - aber das ist gewollt“-Krimi
wird wohl auch dieser aus Frankfurt sein. Ich mag den Tatort mit Frau Janneke
und Theatergott Brix ganz gerne, aber während Frankfurt mit den früheren Teams jeweils
klar in die Top-Liga „realistisch gedacht und auch realistisch realisiert“ gehörte,
und damit das Barometer immer mal wieder verzücken konnte, weiss ich beim
jetzigen Team noch nicht so genau, wo ich es einordnen soll. Diese Zuordnungs-Frage
stellt sich nun aber für einmal definitiv nicht. 
Schauplatz ist das Haus, in welchem Kommissar Brix wohnt.
Ein geheimnisvoller Mann huscht durch den Garten und wird von glitschigen Geisterhänden
verfolgt, während auf dem Dachboden eine Kinderleiche auftaucht. Ermittelt wird
also im übernatürlichen Bereich. Uuiuiuiu. Geisterfilm-Tatort. Es spukt und
fröstelt und tut gefürchig. 
Erwartungs-Barometer: 5 (zumindest für Horrorfilm-Fans)
In Frankfurt also
bricht das Grusel-Fieber aus, und das ausgerechnet im Haus vom Kommissar. Hmmm.
Glaubwürdig oder gar realistisch scheint da also gar nix zu werden, aber eben,
die Kategorie heisst ja auch, „das will gar niemand“. Insofern erwartet uns
bestimmt ein einigermassen interessantes Experiment. Kein glaubwürdiges und
schon gar kein tatortiges, aber ein spannendes. Warum nicht? Ich bin zwar überhaupt
kein Fan von diesem Genre, aber dem Team aus Frankfurt traue ich zu, dass sie
durchaus einen Zugang zu diesem Thema finden, der nicht einfach nur blöde ist. Huhuuhuhuh.
1 = Unrealistische Realität
6 = Realistische Unrealität
Die Note danach: Ja, irgendwie okay. Kann man so machen.
Schon sehr schwierig diese Folge zu bewerten. Als was auch? Tatort?
Horrorfilm? Oder sonst was?
Für die ARD jedoch scheint mit diesem Tatort die
Schmergrenze der Experimente (also meiner letzten Kategorie) definitiv
erreicht:
http://www.spiegel.de/kultur/tv/tatort-ard-will-nur-noch-zwei-experimente-im-jahr-a-1175281.html
http://www.spiegel.de/kultur/tv/tatort-ard-will-nur-noch-zwei-experimente-im-jahr-a-1175281.html
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